SPÖ-Führungskrise
Zilk fordert Faymann als Gusi-Nachfolger
12.06.2008
Die Spekulationen um eine Gusi-Ablöse gehen weiter. Zilk fordert Faymann, Ederer und Zeiler möchten sich zu den Gerüchten nicht äußern.
Die Führungsdiskussion in der SPÖ wird dramatisch. Für kommenden Montag hat die Partei schon wieder ihr "Präsidium" nach Wien einberufen. Die knapp 30 Parteigranden wollen drei Stunden lang "schonungslos" das Wahl-Debakel in Tirol analysieren. Offiziell geht es um eine "inhaltliche Diskussion".
Positionierung gegen ÖVP
Ein SPÖ-Insider: "Es wird
darum gehen, wie sich die SPÖ in der Regierung künftig besser gegen die ÖVP
positionieren kann – und es wird mehrheitlich beschlossen werden, dass es
von der SPÖ zu Gesundheitsreform und Pensionsreform keine Zustimmung gibt
und die SPÖ doch noch ein Vorziehen der Steuerreform auf das Jahr 2009 will."
Mittlerweile ist aber nicht mehr ausgeschlossen, dass Montag im Präsidium auch Gusenbauer zum Thema wird und eine Personaldiskussion beginnt. Ein Ländervertreter: "Die Länder Oberösterreich und Steiermark wollen Montag offen Kritik an der derzeitigen Führung der Partei durch Gusenbauer üben. Sie wollen offen die Frage stellen, ob Gusenbauer in der derzeitigen Situation die Partei noch führen kann.“
Voves telefonierte mit Häupl
Vor allem der steirische
SP-Chef Franz Voves ist in Rage. Am Dienstag telefonierte er sehr lange mit
dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl, um den Ernst der Lage zu besprechen.
Aus mehreren Bundesländern steigt der Druck in Richtung Michael Häupl, in der Führungskrise der SPÖ ein „Machtwort“ zu sprechen.
Keine Stellungnahmen
Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer
nimmt zu Gerüchten, sie könnte Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzenden Alfred
Gusenbauer ablösen, nicht Stellung. Dazu gebe es offiziell keinen Kommentar,
ließ sie über ihren Sprecher Harald Stockbauer auf Anfrage der APA
ausrichten. Der Wiener Alt-Bürgermeister Helmut Zilk hatte Ederer als
mögliche Kandidatin für eine Gusenbauer-Nachfolge neben Bürgermeister
Michael Häupl und Infrastrukturminister Werner Faymann genannt.
Kein Kommentar kommt ebenfalls von RTL-Vorstandschef Gerhard Zeiler zu Spekulationen, wonach der österreichische Medienlegionär die Führung der SPÖ übernehmen könnte. "Er wird sich dazu nicht äußern", sagte ein Sprecher Zeilers am Donnerstag. Zeilers Name war in den vergangenen Tagen mehrfach als Spitzenhoffnung für die SPÖ genannt - nicht zum ersten Mal.
Zilk prescht vor
Ausgerechnet Häupls väterlicher "Vertrauter",
Wiens Alt-Bürgermeister Helmut Zilk, ging gestern in die Offensive: In einem
Interview in der "Zeit im Bild 1" forderte er vor einer Million
Zusehern erstmals offen den Rücktritt Gusenbauers. Zilk warf Gusenbauer "eklatante
Führungsschwäche" vor.
Zilk brachte Siemens-Chefin Brigitte Ederer und Verkehrsminister Werner Faymann als Gusenbauer-Nachfolger ins Gespräch.
Tatsächlich steigt die Stimmung für Faymann als Gusi-Nachfolger in der SPÖ von Tag zu Tag. Wichtigstes Argument: Der Regierungs-Koordinator wäre das Symbol für einen Neustart, ohne der ÖVP den willkommenen Anlass für Neuwahlen zu liefern.