Italien
Zu viel Stress: Berlusconi hat Fieber
11.11.2011
Arzt: "Feige Attacken und Verrat gefährden seine Gesundheit."
Beim scheidenden italienischen Premier Silvio Berlusconi wirkt sich offenbar der Stress der letzten turbulenten Tagen aus: "Ich habe 39 Grad Fieber, wollte Sie aber trotzdem treffen", sagte Berlusconi am Donnerstagabend bei einem Treffen mit den Senatoren seiner Mitte-Rechts-Partei Volk der Freiheit (PdL). Berlusconis persönlicher Arzt, Alberto Zangrillo, bestätigte, dass das hohe Fieber auf den Stress dieser Woche zurückzuführen sei, in der der Premier seinen Rücktritt angekündigt hat.
"Berlusconi sollte sich absolute Ruhe gönnen, doch er folgt meinem Rat nicht", klagte Zangrillo, der Berlusconi in den letzten Tagen dreimal besucht hat. "Berlusconi ist von den letzten Ereignissen mitgenommen, er empfindet großes Verantwortungsbewusstsein seinem Land gegenüber. In den letzten zwei Tagen hat er nicht mehr als drei Stunden geschlafen. Es besteht Gefahr für seine Gesundheit", sagte der Arzt im Gespräch mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".
Der 75-jährige Berlusconi sei wegen den jüngsten politischen Entwicklungen und dem Verrat einiger seiner Parlamentarier verbittert. "Die feigen Attacken und der Verrat einiger seiner Parlamentarier, die ihm alles verdanken, haben Berlusconi wehgetan. Alls dies gefährdet seine Gesundheit", meinte der Arzt.
Berlusconi unterstützt Monti
Berlusconi ist bereit, eine Notstandsregierung unter der Führung des ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti zu unterstützen, stellt jedoch einige Bedingungen. Da seine Mitte-Rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL/Popolo della libertá) weiterhin stärkste Einzelgruppierung im Parlament bleibe, wolle Berlusconi den Vizepremier bestimmen und über das Regierungsprogramm mitentscheiden, ging aus einem nächtlichen Gipfeltreffen der PdL-Partei hervor. Für das Amt des Vizepremiers denke Berlusconi an seinen Staatssekretär Gianni Letta, verlautete aus Regierungskreisen in Rom.
Berlusconis Partei ist jedenfalls noch über die Beteiligung an einer Notstandsregierung mit der oppositionellen Mitte-Links-Gruppierung Demokratische Partei (PD), der stärksten Oppositionspartei, zerstritten. Mehrere Spitzenpolitiker des PdL wollen kein Kabinett mit der Linken unterstützen. Die mit Berlusconi verbündete rechtspopulistische Lega Nord kündigte an, dass sie in Opposition gehen werde, sollte Monti zum Premier ernannt werden. Die Partei von Umberto Bossi verlangte vorgezogene Parlamentswahlen.
Am Freitag stimmt der italienische Senat über ein Maßnahmenpaket mit Wirtschaftsreformen ab, zu denen die EU drängt. An der Abstimmung wird sich erstmals Monti beteiligen, der am Mittwoch von Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt worden ist. Dies wurde in Rom als Signal gewertet, dass Napolitano den Ex-EU-Kommissar mit der Bildung der neuen Regierung beauftragen wolle. Monti war am Donnerstagabend vom Staatsoberhaupt empfangen worden.
Das Maßnahmenpaket mit den Wirtschaftsreformen sollte am Samstag auch von der Abgeordnetenkammer gebilligt werden. Danach wird Berlusconi wahrscheinlich seinen Rücktritt einreichen, was den Weg zu Konsultationen für die Bildung einer Notstandsregierung unter Montis Führung ebnen könnte, heißt es in Rom.