Nach Haiti-Beben
Zwei Mädchen aus den Trümmern gerettet
15.01.2010
Trotz des Wunders wird die Lage auf Haiti immer verzweifelter.
Inmitten von Tod und Verzweiflung gibt es auf Haiti noch immer kleine Wunder: Zwei kleine Mädchen konnten lebend aus den Trümmern gerettet werden.
Britische Rettungskräfte haben ein zweijähriges Mädchen aus den Trümmern eines zusammengestürzten Kindergartens auf Haiti gerettet. Das kleine Kind war drei Tage lang verschüttet, bis es am Freitag aus den Ruinen des völlig zerstörten Gebäudes in der Hauptstadt Port-au-Prince geborgen wurde.
Baby gerettet
Rund 68 Stunden nach dem Erdbeben hat ein
australisches Fernsehteam ein kleines Mädchen aus den Trümmern seines
Elternhauses gerettet. Das 16 Monate alte Kind habe neben einer Leiche
gelegen und geschrien, berichtete ein Mitarbeiter des Kamerateams. Es
überlebte dank einer Luftkammer, die sich bilden konnte, weil ein Schrank
die eingestürzte Decke abhielt. Für die jetzt noch verschütteten Menschen
wird die Zeit für eine Rettung aber immer knapper. Nach drei oder vier Tagen
ohne Wasser gibt es nach Einschätzung von Ärzten kaum noch Hoffnung.
Die kleine Winnie erlitt nur ein paar Schürfwunden. Ihre Eltern sind tot. Nach der Rettung am Freitag nahm ein Onkel das Kind in die Arme, dessen schwangere Frau ebenfalls bei dem Erdbeben vom Dienstag ums Leben gekommen ist.
Tausende Leichen
Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben
versucht die haitianische Regierung, das Chaos im Katastrophengebiet zu
ordnen. Tausende Leichen von Bebenopfern wurden nach Medienberichten am
Freitag mit Lastwagen aus der Stadt gebracht und in einem Massengrab
nördlich von Port-au-Prince beerdigt. Im Süden der Stadt verbrannten
Arbeiter mehr als 2.000 Leichen auf einer Müllhalde. Nach Schätzungen der
haitianischen Regierung starben vermutlich bis zu 140.000 Menschen, nach
einer aktuellen Einschätzung des Innenministers könnten sogar bis zu 200.000
Menschen bei dem beben ums Leben gekommen sein.
Plünderungen
Zunehmend verzweifelt wird die Lage für die
Überlebenden. Am Freitag häuften sich die Meldungen von Plünderungen. Junge
Männer liefen mit Macheten durch die Straßen. Es kam zu Kämpfen um
Nahrungsmittel, die aus Trümmern von Gebäuden gezogen wurden. "Wenn
die Lage nicht bald kontrolliert wird, wird es zum Chaos kommen", sagte
ein Helfer von der Organisation World Vision. Er fürchte eine Explosion der
Gewalt, sagte auch der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim,
der von einem zweitägigen Aufenthalt in Haiti zurückkehrte. Aus Furcht vor
Plünderungen und Unruhen will Brasilien nicht-tödliche Waffen wie
Gummigeschosse nach Haiti liefern.
USA treiben Hilfe für Haiti voran
Nach erheblichen
Anfangsschwierigkeiten beschleunigen die USA jetzt ihre Hilfe für die
Erdbebenopfer in Haiti. Die US-Streitkräfte übernahmen die Kontrolle über
den Flughafen von Port-au-Prince und koordinieren nun die Ankunft von
Maschinen mit Hilfsgütern.
"Bis jetzt kommt unser Beistand noch durch einen Gartenschlauch", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, P.J. Crowley. "Aber jetzt weiten wir das aus, da mit wir einen breiten Strom an Hilfe für Haiti bekommen."
Bis Montag sollen 9.000 bis 10.000 US-Soldaten in Haiti oder auf Schiffen vor der Küste im Einsatz sein, wie der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs, Admiral Mike Mullen, mitteilte. Bis Freitag waren zunächst 4.200 Mann an Ort und Stelle, darunter die Besatzung des Flugzeugträgers "USS Carl Vinson". Eine Luftlandeeinheit begann mit der Verteilung von Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten. In Washington sagte US-Präsident Barack Obama: "Es liegen noch viele schwierige Tage vor uns." Am Samstag wurde US-Außenministerin Hillary Clinton in Port-au-Prince erwartet.
Soforthilfe
Die Vereinten Nationen haben die internationale
Gemeinschaft zu einer Soforthilfe von 550 Millionen Dollar (383 Mio. Euro)
für die Erdbebenopfer in Haiti aufgerufen. Drei Millionen Menschen seien
dringend auf Nahrungsmittel, Wasser, Unterkunft und medizinische
Notversorgung angewiesen, sagte der UNO-Koordinator für humanitäre Einsätze,
John Holmes. Aufgrund der Auswertung von Satellitenaufnahmen stellten die
Vereinten Nationen fest, dass mindestens 30 Prozent aller Gebäude in der
Hauptstadt Port-au-Prince beschädigt oder zerstört wurden. In einigen
besonders schwer betroffenen Vierteln sind es 50 Prozent und mehr.
Spendengala
Am 22. Jänner wollen Musiker, Schauspieler und
andere Prominente mit der Aktion "Hope
for Haiti" den Opfern der Erdbebenkatastrophe in Haiti helfen. Ein
zweistündiger Spendenmarathon soll live auf zahlreichen US-Sendern, darunter
MTV, ABC, CBS, NBC, CNN, FOX und HBO ausgestrahlt werden, unter anderem
moderiert Hollywoodstar George Clooney.