Dramatische Szenen
Zwei Tote nach Geiselnahme in US-Schule
27.09.2006
Ein Geiselnehmer hat an einer Schule im US-Staat Colorado eine 16-jährige Schülerin und anschließend sich selbst erschossen.
Der etwa 30 bis 50 Jahre alte Mann nutzte seine zunächst sechs Geiseln am Mittwoch über Stunden hinweg als menschliche Schutzschilde. Nachdem ein Einsatzkommando das Gebäude gestürmt hatte, tötete er nach Angaben der Polizei eine von zuletzt zwei Geiseln und sich selbst. Das Motiv für die Tat war zunächst nicht bekannt.
Polizei stürmte die Schule
Der bewaffnete Täter hatte in dem Gymnasium der Kleinstadt Bailey zunächst sechs Mädchen als Geiseln genommen und sich in dem Gebäude verschanzt. Vier Mädchen ließ er nacheinander frei. Nachdem der Geiselnehmer die Verhandlungen mit den Behörden abgebrochen und ein Ultimatum gestellt hatte, entschloss sich die Polizei zur Erstürmung des betreffenden Klassenzimmers. Beim Eindringen in den Raum setzten die Beamten Sprengkörper ein. Während der versuchten Befreiungsaktion schoss der Täter zunächst auf die Polizisten und dann auf eines der Mädchen. Es wurde in ein Krankenhaus im 55 Kilometer entfernten Denver gebracht, wo es für tot erklärt wurde.
Der Mann habe seine Geiseln fast ständig bedroht, sagte Sheriff Fred Wegener. Die Platte Canyon High School von Bailey wurde sofort nach der Geiselnahme abgeriegelt, mehrere hundert Schüler wurden in Sicherheit gebracht. Auch eine nahe gelegene Mittelschule wurde evakuiert.
Die Mädchen mussten bleiben
Der Vater des 16-jährigen Schülers Cassidy Grigg erklärte, der Täter habe das Klassenzimmer seines Sohnes betreten, mit einer Waffe geschossen und einigen Schülern befohlen zu gehen. Andere - alles Mädchen - mussten bleiben. "Er hat sie an der Tafel aufgereiht", berichtete Vater Tom Grigg. "Er hat die, die den Raum verlassen sollten, einzeln ausgewählt." Der Täter habe auch Cassidy zum Gehen aufgefordert, doch habe der erklärt, er wolle bei den Mädchen bleiben. "Der Kerl riss ihn herum und hielt ihm die Waffe ins Gesicht und sagte: 'Es wäre in deinem besten Interesse zu gehen.'"
Schüler beschrieben den Täter als Mann mit Bart in einem dunkelblauen Kapuzenshirt und mit einem tarnfarbenen Rucksack. Nach Angaben des Sheriffs drohte er damit, eine Bombe in seinem Rucksack zu zünden. Außerdem trug er eine Handfeuerwaffe. Die Schule, an der 460 Schüler unterrichtet werden, blieb am Donnerstag geschlossen.
Erinnerungen an Columbine
Der Überfall weckte in den USA sofort Erinnerungen an das Blutbad in der nur wenige Kilometer entfernten Columbine High School: 1999 erschossen zwei Schüler 13 Menschen, ehe sie ihrem Leben selbst ein Ende setzten.