Dünne Beweislage
Zweifel an Polizei-Aktion auf Kölner Flughafen
01.10.2008
Zwei Terrorverdächtige wurden aus einem KLM-Jet in Köln geholt. Jetzt kommen Zweifel auf: Sind sie gar unschuldig?
Nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen am Flughafen Köln-Bonn kommen nach Angaben von "Spiegel online" Zweifel an der Aktion auf. Das entscheidende Indiz für einen befürchteten Selbstmordanschlag sei ein im Gepäck gefundener Abschiedsbrief eines Verdächtigen, bei dem es sich aber "möglicherweise nur um einen hysterischen Liebesbrief" einer Verlobten handle, meldete der Internet-Dienst am Mittwoch.
Staatsanwalt hält sich bedeckt
Der Bonner Oberstaatsanwalt
Fred Apostel sagte zu dem Bericht auf Anfrage, er werde sich nicht zu
derartigen "Spekulationen" äußern. Bis zum Abschluss der Ermittlungen mache
die Behörde keine Angaben mehr zu dem Fall.
Die beiden in einem Flugzeug festgenommenen Terrorverdächtigen sitzen seit Samstag in Untersuchungshaft. Apostel hatte am Wochenende gesagt, die beiden Männer hätten "in naher Zukunft einen Anschlag geplant". Das gehe aus den Beweisunterlagen hervor, die das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt vorgelegt habe.
Beweislage "dünn"
Laut "Spiegel online" sind die
Indizien, die gegen den in Mogadischu geborenen 24-jährigen Deutschen
sprechen, "ungewöhnlich dünn". Der Haftbefehl sei "erkennbar hastig" vom
Bonner Amtsgericht ausgefertigt worden. Als Grund sei ein ein angeblicher
Entschluss zu einem Selbstmordanschlag angegeben worden.
Der im Gepäck des 24-Jährigen gefundene Brief sei aber nach Angaben aus der Familie des Terrorverdächtigen ein Liebesbrief der Verlobten, die sich stets so verabschiede, "als gäbe es kein Morgen mehr". Das Paar wohne räumlich getrennt - sie in Bonn, er in Rheine. Dem Online-Bericht zufolge ist der Zugriff auch intern bei den Sicherheitsbehörden umstritten. Vor allem die Geheimdienste wollten die beiden Männer angeblich weiter beobachten.
Die Männer - neben dem 24-Jährigen ein 23 Jahre alter Somalier aus Bonn - stehen im Verdacht, sich am "Heiligen Krieg" und möglicherweise an Terroranschlägen beteiligen zu wollen. Nach LKA-Angaben wurden entsprechende Abschiedsbriefe gefunden.