Alarm

Zwischenfall im slowenischen AKW Krsko

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Slowenien meldete den Vorfall aus Versehen als Übung. Die EU-Kommission löste Alarm aus. Es trat aber keine Radioaktivität aus.

Die Europäische Kommission hat über das Frühwarnsystem für nukleare Zwischenfälle eine Warnmeldung des slowenischen Kernkraftwerks Krsko erhalten und europaweiten Alarm ausgelöst. Im Kühlsystem des AKW sei Kühlflüssigkeit ausgetreten, es wurden aber keine Brennstäbe beschädigt. Die Anlage sei komplett heruntergefahren worden. Es bestehe keine Gefahr für Menschen oder die Umwelt, sagte die Sprecherin der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft, Maja Kocijancic. Es sei Wasser entwichen, jedoch keine Radioaktivität.

Das AKW soll nach bereits am kommenden Mittwoch wieder ans Netz gehen. Dies teilte AKW-Direktor Stane Rozman am Donnerstag vor Journalisten mit. Der Reaktor sei wegen eines schadhaften Isolationsventils kontrolliert heruntergefahren worden.

Falsches Formular benutzt
Die slowenische Atomsicherheitsbehörde hat einen Fehler eingestanden. Der Zwischenfall sei fälschlicherweise zunächst als Übung gemeldet worden, sagte der Chef der slowenischen Atomsicherheitsbehörde Andrej Stritar am Mittwochabend. Die slowenische Behörde habe aus Versehen zunächst ein falsches Formular benutzt, später aber den Fehler korrigiert, erklärte Stritar und entschuldigte sich für das Versehen.

Das AKW Krsko ist mittlerweile bereits vollständig heruntergefahren worden. "Das Atomkraftwerk wurde gegen 19.30 Uhr abgeschaltet. Die Mitarbeiter suchen bereits nach dem Fehler, der das Austreten der Kühlflüssigkeit verursacht hat", sagte Stritar. Das AKW brauche noch voraussichtlich zwei Tage, um abzukühlen, bevor der Fehler behoben werden könne, wie er erklärte.

Stritar sicherte zu, dass es beim Zwischenfall zu keinem Austritt von radioaktiven Strahlungen gekommen ist. Es bestünde keine Gefahr für Bevölkerung und Umwelt und es wird auch keine erwartet, sagte er. Es hieß, dass die Situation unter Kontrolle und das Atomkraftwerk in einem stabilen Zustand sei. Der Vorfall ereignete sich im Primärkreislauf des AKW, wobei die Kühlflüssigkeit ins Innere der Sicherheitshülle gelangt ist.

Keine erhöhte Radioaktivität in Österreich
Das Umweltministerium in Wien bestätigte, dass keine erhöhte Radioaktivität in Österreich gemeldet wurde. "Auch wenn es offenkundig zu keinem radioaktiven Austritt in Krsko gekommen ist, sehe ich das Vertrauen in die Alarmierung durch Slowenien massiv infrage gestellt", erklärte Umweltminister Josef Pröll (V), der von Slowenien umgehend Aufklärung über den Vorfall verlangt. Er will am Donnerstag beim Umweltministerrat in Luxemburg Protest einlegen.

"Eine Störung des Kühlsystems im Primärkreislauf ist kein harmloser Zwischenfall, dafür spricht auch die Auslösung des europaweiten Alarms durch die EU-Kommission. Es ist aufklärungsbedürftig, warum nicht der Umweltminister die Bevölkerung warnt", kritisierte die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (B) war Mittwochabend angesichts des Störfalles um Beruhigung der Bevölkerung seines Bundeslandes bemüht.

Umweltschutzorganisationen sind alarmiert
Auch diverse Umweltschutzorganisationen zeigten sich alarmiert: Greenpeace Deutschland stufte eine europaweite Warnung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP als "sehr ungewöhnlich" ein. Auch Global 2000 ist besorgt. "Es ist beunruhigend, dass wir so wenig wissen", sagte Sprecherin Silva Herrmann. "Wir werden hinfahren, um die Unklarheiten zu beseitigen und unabhängige Messungen durchführen." Atomstopp_oberoesterreich betonte: "Die Auslösung des europaweiten Alarms durch die EU-Kommission wegen des AKW-Unfalls in Krsko verunsichert die Menschen in Österreich zutiefst!"

Die Pressesprecherin des slowenischen Umweltministeriums, Darija Dolenc, zeigte sich wegen des europaweiten Alarms überrascht . "Das passiert zum ersten Mal," sagte sie am Mittwochabend. Üblich sei nämlich nur, dass die Atomsicherheitsbehörde bei einem Zwischenfall sofort die Kommission benachrichtigt. Dolenc bestätigte, dass bei dem Zwischenfall keine Gefahr für die Bevölkerung und Umwelt bestehe. "Es gibt keine Auswirkungen auf die Umwelt und wir erwarten auch keine", teilte auch der Leiter der Atomaufsichtsbehörde des Landes, Andrej Stritar, mit.

Primärkreislauf des AKW
Der Vorfall ereignete sich im Primärkreislauf des AKW, im Containment, bestätigte die Sprecherin der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft, Kocijancic. "Es war keine Übung", sondern es sei ein Leck aufgetreten. Das Kraftwerk sei mittlerweile komplett heruntergefahren worden, hieß es einer weiteren Erklärung der EU-Kommission unter Berufung auf die slowenischen Behörden. Die Situation sei unter Kontrolle. Nach Angaben der EU-Kommission wurde das Notfallsystem zum Informationsaustausch bei radioaktiven Vorfällen (ECURIE) zur Information aller 27-EU-Staaten eingeschaltet. Bei der Zentrale sei um 17.38 Uhr ein Alarm aus Slowenien eingangen, nachdem das Entweichen des Kühlwassers in dem Atomkraftwerk bemerkt worden sei.

Das Atomkraftwerk Krsko wurde vor 31 Jahren vom US-Konzern Westinghouse gebaut und ist das einzige AKW auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien. Das Kraftwerk befindet sich auf slowenischem Territorium, gehört aber je zur Hälfte den beiden ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien. Es produziert derzeit 20 Prozent des slowenischen und 15 Prozent des kroatischen Strombedarfs.

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