Taliban-Kämpfer haben bei einem Großangriff auf das größte Gefängnis in Südafghanistan mehr als 1.100 Gefangene befreit.
Nach einem spektakulären Taliban-Angriff auf ein Gefängnis im südafghanischen Kandahar sind mehr als tausend Häftlinge auf der Flucht. Afghanische Sicherheitskräfte und NATO-Soldaten begannen am Samstag eine Großfahndung nach den mehr als 1100 flüchtigen Gefangenen, unter ihnen rund 400 mutmaßliche Taliban-Kämpfer, wie Vize-Justizminister Mohammed Kasim Hashimzai und ein Sprecher der NATO-geführten Schutztruppe ISAF in Kabul mitteilten.
Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Selbstmordattentäter hatten am Freitagabend ein Loch in die Gefängnismauer gesprengt. Mindestens 15 Wachleute wurden bei dem Angriff getötet.
Die Sicherheitskräfte durchkämmten die Stadt und kontrollierten die Ausfallstraßen auf der Suche nach den Häftlingen, sagte Haschimsai. Keiner der Geflüchteten sei jedoch bisher gefasst worden. Nach Angaben eines NATO-Sprechers wurde die Gegend um das Gefängnis Sarposa weiträumig abgesperrt.
Selbstmordattentäter sprengten Weg frei
"Wir haben
erfolgreich alle Gefangenen befreit, auch die inhaftierten Taliban und
andere Gefangene", sagte der Sprecher der Taliban, Yussuf Ahmadi, in einem
Telefonat. Nach seinen Angaben lenkten Selbstmordattentäter einen
Wassertankwagen mit 1800 Kilogramm Sprengstoff gegen die Mauer des
Gefängnisses und sprengten sich in die Luft. Anschließend hätten sich
bewaffnete Männer auf Motorrädern den Weg ins Innere der Haftanstalt gebahnt
und die Wachleute erschossen.
Auf einer Website der Taliban hieß es, hunderte mit den Taliban vernetzte Aufständische sowie mehrere hundert andere Gefangene seien aus dem Gefängnis ausgebrochen. Die Taliban hätten den Angriff seit zwei Monaten geplant.
Spektakulärste Aktionen der letzten Monate
Die Erstürmung
des Gefängnisses in Kandahar ist eine der spektakulärsten Taliban-Aktionen
der vergangenen Monate. Im Jänner starben bei einem Angriff auf das
Luxushotel Serena in Kabul acht Menschen, unter ihnen drei Ausländer. Ende
April griffen die Islamisten eine Militärparade in Kabul an; Präsident Hamid
Karzai konnte dem Angriff knapp entkommen.
Bei einem Bombenanschlag im Südwesten Afghanistans wurden am Samstag vier Soldaten der internationalen Truppen getötet. Wie ein Sprecher der von den USA geführten Streitkräfte in Kabul mitteilte, explodierte der Sprengsatz an einer Straße in der Provinz Farah. Ein weiterer Soldat sei schwer verletzt worden. Nähere Angaben machte der Sprecher zunächst nicht.