Die IS-Terrorgruppe streckt ihre Fühler bis Österreich aus. Verfassungsschutz ermittelt.
Die Welt ist schockiert über den Genozid im Irak, doch der Terror durch die Krieger des Islamischen Staats (IS) ist näher als befürchtet. Seit Wochen rekrutieren Mittelsmänner der IS persönlich oder via Internet Sympathisanten in Österreich – das bestätigt das Innenministerium. Ihre Werbefilme und Bemühungen stoßen auf viel Interesse: „Alleine in Wien gibt es etwa 1.000 IS-Anhänger“, schätzt der Islam-Experte Amer Albayati.
Wie wichtig Österreich für die Terror-Miliz ist, zeigt eine IS-Landkarte, die seit Wochen auf Twitter kursiert: Sie zeigt, dass IS die Herrschaft vom Nahen Osten bis nach Europa – und eben auch Österreich – ausdehnen will.
Österreich auf der IS-Landkarte
Suche nach Kämpfern über Internet und Moscheen
Doch wie arbeitet IS in Österreich? „Mittelsmänner versuchen, Anhänger in Vereinen oder Moscheen von ihrer Ideologie zu überzeugen“, sagt Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium. Laut Islam-Kennern ist vor allem die Moschee in der Venediger Au in Wien-Leopoldstadt Ort für Rekrutierungen, dazu kommen fünf weitere Moscheen in ganz Österreich. Laut Insidern lassen sich vor allem Tschetschenen, Bosnier, Türken und Tunesier überzeugen. Es soll auch Morddrohungen geben.
Der Verfassungsschutz ist alarmiert. „Konkret wird wegen Verhetzung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt“, so das Innenministerium. Etwa 100 Kämpfer mit teils österreichischer Staatsbürgerschaft befinden sich im Krieg in Syrien und im Irak, 20 sollen gestorben, 44 wieder zurückgekehrt sein. Im Verfassungsschutzbericht 2014 heißt es: „Ihre Rückkehr nach Österreich kann sich auf die nationale Sicherheit auswirken.“ Laut Albayati wird zu wenig getan: „Ich fordere Verhaftungen. Solange die Behörden nichts tun, werden sich die kriminellen Feiglinge weiter vernetzen.“
J. Prüller