"I love Berlin"

200.000 bei Obama-Rede in Berlin

24.07.2008

Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Barack Obama, warb in Berlin für einen Neuanfang in den transatlantischen Beziehungen.

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Vor mehr als 200.000 jubelnden Zuhörern forderte Barack Obama Amerikaner und Europäer auf, ihre Konflikte hinter sich zu lassen und gemeinsam gegen globale Probleme wie Klimawandel und Terrorismus zu kämpfen.

"Yes, we can!"
Obama drängte zu mehr Einsatz in Afghanistan, stellte aber im Streit um mehr Truppen keine konkrete Forderung. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonten nach ihren Gesprächen mit Obama, in denen es um außenpolitische und wirtschaftliche Fragen ging, die Bedeutung der Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika.

Obama wurde mit Jubel von den Zuhörern begrüßt, die vor und nach der Rede seinen Wahlkampfslogan "Yes, we can!" skandierten. Während der Rede wurde er mehrfach von Applaus unterbrochen. Die Zuhörer, darunter auch viele Amerikaner, standen fast auf der gesamten zwei Kilometer langen Strecke zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Nach Polizeiangaben gab es keine Proteste oder Zwischenfälle.

Gemeinsame Werte
Obama erinnerte in der Rede an die gemeinsamen Werte beider Kontinente: "Amerika hat keinen besseren Partner als Europa." Er beschwor den Geist der Luftbrücke für Berlin vor 60 Jahren. Auch die heutigen Probleme könne kein Staat alleine lösen. Er räumte ein, dass sich Amerika und Europa auseinandergelebt hätten. "Wenn wir ehrlich zueinander sind, wissen wir, dass wir manchmal auf beiden Seiten des Atlantik auseinandergedriftet sind und unser gemeinsames Schicksal vergessen haben." Es gelte nun, diese Beziehungen zu erneuern.

Mehr Engagement in Afghanistan
Als konkrete Aufgabe nannte er den Aufbau Afghanistans. "Das afghanische Volk braucht unsere Truppen und eure Truppen, unsere und eure Unterstützung." In der globalisierten Welt wirke sich die Entwicklung Afghanistans global aus: "Aus dem Mohn in Afghanistan wird das Heroin in Berlin." Obama will mehr US-Truppen in das Land schicken und erwartet mehr Beiträge der Verbündeten.

Die deutsche Regierung äußerte sich dazu vor dem Besuch zurückhaltend. Auch die Zuhörer vor der Siegessäule reagierten beim Thema Afghanistan eher mit Pflichtapplaus. Steinmeier sagte aber nach seinem Treffen mit Obama, er sehe Übereinstimmung in der Frage des deutschen Einsatzes in Krisengebieten.

Visionäre Ziele: Freiheit und Gerechtigkeit
In seiner Rede stellte Obama visionäre Ziele wie Freiheit und Gerechtigkeit in den Vordergrund. Er griff den Aufruf des früheren Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter auf, der gesagt hatte: "Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!" Obama verband damit den Aufruf, Konflikte zu überwinden. Wie Amerika und Europa ihre Konflikte überwunden hätten, sei globale Zusammenarbeit zur Lösung der neuen Probleme nötig. "Jetzt ist die Zeit, neue Brücken über den Globus zu bauen, die so stark sind wie jene, die uns über den Atlantik verbinden." Die Weltgemeinschaft müsse sich für die Rettung des Planeten, für Gerechtigkeit in der globalen Wirtschaft und für Freiheit für die Opfer von Diktaturen einsetzen. "Menschen Berlins - Menschen der Welt - dies ist unser Augenblick. Dies ist unsere Zeit."

TV-Übertragung in den USA
Obama richtete sich mit seiner Rede in Sichtweite des Brandenburger Tors nicht nur an die Zuhörer in Berlin, sondern vor allem an ein amerikanisches Publikum. Die Ansprache wurde live im US-Fernsehen übertragen. Es ist seine einzige öffentliche Rede während einer einwöchigen Reise, die ihn zuvor nach Afghanistan, Irak, Jordanien und Israel führte. Sie soll sein außenpolitisches Profil im Wahlkampf gegen seinen republikanischen Rivalen John McCain schärfen. Nach seinem Besuch in Berlin, der unter hohen Sicherheitsanforderungen statt, will Obama am Freitag nach Paris und London reisen.

Foto (c) Reuters

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