Die Opfer suchten in dem Gebäude in Jabaliya Zuflucht. Bisher sind bei den Angriffen der Israelis über 550 Menschen ums Leben gekommen.
Beim bisher folgenschwersten Angriff seit Beginn der elftägigen Militäroffensive Israels im Gaza-Streifen sind nach palästinensischen Angaben 43 getötet worden. Wie die Gesundheitsbehörde in Gaza am Dienstag weiter mitteilte, wurden Dutzende weitere Menschen bei dem Luftschlag auf eine UNO-Schule im nördlich gelegenen Flüchtlingslager von Jabaliya verletzt. Angesichts der Krise im Gaza-Streifen versucht der Weltsicherheitsrat in New York, sich auf eine Reihe völkerrechtlich bindender Forderungen an Israel und die radikal-islamische Palästinenser-Bewegung Hamas zu einigen. Zu der Sitzung am Montagabend (Ortszeit/23.00 Uhr MESZ) hat sich auch US-Außenministerin Condoleezza Rice angekündigt. Israels Premier Ehud Olmert warnte die libanesische Hisbollah-Miliz vor der Eröffnung einer zweiten Front an der Nordgrenze Israels. Die Hamas drohte Israel mit einem Heer von Selbstmordattentätern.
"Es gibt Hunderte von Kämpfern, die bereit sind, sich selbst in die Luft zu sprengen, falls die zionistischen Kräfte in die Vororte von Gaza-Stadt eindringen", hieß es in einer Erklärung des Sprechers der militanten Al-Kassam-Brigaden, Abu Obeida. Einer der Hamas-Kämpfer habe sich bereits unter einem israelischen Panzer in die Luft gesprengt.
Beschuss erwidert?
Nach Darstellung des israelischen Militärs
haben Milizionäre der Hamas Mörsergranaten aus der UNO-Schule heraus
abgefeuert. Israelische Soldaten hätten das Feuer der Milizen lediglich
erwidert, sagte ein israelischer Militärsprecher in Tel Aviv. "Es
ist nicht das erste Mal, dass palästinensische Militante aus einer
UNO-Schule heraus geschossen hätten", fügte er hinzu.
"Entschlossene" Israelis
Olmert sagte während eines
Besuchs im Süden Israels dem Militärrundfunk an die Adresse der schiitischen
Hisbollah: "Niemand sollte sich über unsere Entschlossenheit an allen
Fronten täuschen." Vor Olmert hatte der Chef des israelischen
Militärgeheimdienstes, Amos Yadlin, davor gewarnt, die Hisbollah könne die
Kämpfe im Gaza-Streifen für eigene Angriffe im Norden Israels nutzen.
Die Schule in Jabaliya war vom UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Nach anderen Angaben wurde das Schulgebäude nicht aus der Luft, sondern mir Panzergranaten angegriffen. In der Früh waren bereits fünf Todesopfer bei zwei Angriffen auf Schulen des UNRWA im Flüchtlingslager Shati in der Nähe der Stadt Gaza sowie in Khan Younis im Süden des Gaza-Streifens gemeldet worden. Der Angriff kam den Berichten zufolge, nachdem militante Palästinenser aus einem angrenzenden Gebiet zur Schule auf israelische Truppen mit Mörsergranaten geschossen hatten.
Über 600 Tote
Seit Beginn der israelischen Angriffe im
Gaza-Streifen wurden laut palästinensischen Rettungskräften mehr als 635
Palästinenser getötet und mehr als 2.900 weitere verletzt.
Dilpomatische Bemühungen
Währen die Gefechte mit
unverminderter Heftigkeit weitergingen, schien in die diplomatischen
Bemühungen um die Beilegung der Gewalteskalation erstmals Bewegung zu
kommen: Es werde an einer konkreten Lösung gearbeitet, sagte ein
hochrangiger israelischer Regierungsvertreter mit Blick auf die Forderung
seines Landes, eine Wiederbewaffnung der Hamas müsse verhindert werden. In
diesem Zusammenhang werde über einen Einsatz internationaler Kräfte an der
Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten gesprochen.
Tony Blair, Sonderbotschafter des Nahost-Quartetts sieht Möglichkeiten für eine Feuerpause im Nahen Osten, wenn der Waffennachschub für die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas unterbrochen werden kann. "Ich glaube, die Ägypter sind im Prinzip bereit, dies zu machen", sagte der britische Ex-Premier Blair in London.
Arabische Initiative
Im Weltsicherheitsrat war am Montagabend
eine arabische Initiative von mehreren Mitgliedern des mächtigsten
UNO-Gremiums, darunter auch dem amerikanischen Botschafter Zalmay Khalilzad,
begrüßt worden. Der Entwurf der Arabischen Liga sieht den Ruf nach einem
sofortigen und nachhaltigen Waffenstillstand im Gaza-Streifen und dessen
Überwachung durch internationale Kräfte vor. Er fordert nach Angaben des
Generalsekretärs der Liga, Amr Mussa, des weiteren den Rückzug aller
israelischen Truppen aus dem Gaza-streifen, die Öffnung der Grenzübergänge,
erheblich verbesserte humanitäre Hilfe für die Bevölkerung sowie neue
Verhandlungen über einen Frieden im Nahen Osten. Am Samstag war eine
Sicherheitsrats-Erklärung mit der Forderung nach einem sofortigen
Waffenstillstand an Einwänden der USA gescheitert.
Rice kündigt Besuch an
US-Außenministerin Rice will die
Sitzung des Sicherheitsrates besuchen und arabische Minister,
Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas sowie Vertreter anderer verbündeter
Staaten treffen. Das US-Außenministerium bekräftigte zudem die Forderung
nach einem sofortigen Waffenstillstand, der "dauerhaft, nachhaltig und
unbefristet" ist. Während Europäer und Araber zumeist für einen
umgehenden Waffenstillstand plädierten, betonten die USA in ihrem Drängen,
dass die Waffen vor allem nachhaltig schweigen müssten.