Unabhängigkeit

60 Jahre Indien und Pakistan

13.08.2007

Als Zeichen des guten Willens hat Pakistan kurz vor dem 60. Unabhängigkeitstag der beiden Länder 134 indische Gefangene entlassen.

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Einen Tag vor dem 60. Unabhängigkeitsjubiläum hat Pakistan am Montag 134 indische Gefangene freigelassen und in ihre Heimat abgeschoben. Unter ihnen waren nach Angaben des Fernsehsenders Geo News 70 Fischer sowie zwei Frauen und 28 Kinder. Sie waren in pakistanischen Hoheitsgewässern aufgegriffen worden. Die übrigen 34 Inder hätten sich wegen anderer Vergehen in pakistanischer Haft befunden, berichtete der Sender. An diesem Dienstag wird die Entlassung von 71 Pakistanern aus indischen Gefängnissen erwartet. Die beiden südasiatischen Atommächte hatten den Gefangenenaustausch im Juli als Geste des guten Willens beschlossen.

Pakistan feiert die Unabhängigkeit jedes Jahr am 14. August, Indien am darauf folgenden Tag. Anfang 2004 nahmen die beiden Länder Friedensverhandlungen auf. Seither wurden fast 800 Gefangene ausgetauscht. Rund 500 Inder sitzen derzeit noch in pakistanischen Gefängnissen, mehr als 100 Pakistaner in Indien.

60. Unabhängigkeitstag steht bevor
In Neu Delhi wurde die Trikolore mit dem symbolisierten Rad des Gesetzes in der Mitte gehisst. Über Karachi ersetzte die grüne Flagge mit weißem Rand, Halbmond und Stern den britischen Union Jack. Das mehrheitlich hinduistische Indien und das islamische Pakistan erlebten vor 60 Jahren ihre Geburt in der Moderne.

Gandhi konnte Teilung nicht verhindern
Mahatma Gandhi, der Wegbereiter der Unabhängigkeit, hatte die Teilung seines Landes nicht verhindern können. Mehr als eine Millionen Tote waren die Folge des Blutvergießens zwischen den Religionsgruppen - und eine bis heute anhaltende Feindschaft zwischen den Nachbarstaaten.

Auch nach 60 Jahren lässt das englische Wort Partition - Teilung - Inder und Pakistaner erschaudern. Rund zehn Millionen Menschen flohen damals, Muslime schlugen sich über die neue Grenze nach Pakistan durch, Hindus nach Indien. Die Vertriebenen durchlitten furchtbare Grausamkeiten, viele kamen nie an. Dabei hatten Hindus und Muslime, aber auch Sikhs, Buddhisten, Christen und andere religiöse Minderheiten den Abzug der Briten gemeinsam unter großen Opfern erkämpft. Bis heute feiern beide Länder den Unabhängigkeitstag nicht einmal zur selben Zeit, so tief ist die Kluft. Pakistan begeht ihn an diesem Dienstag, dem 14. August, Indien erst am Tag darauf.

Drei Kriege
Drei Kriege zwischen den Nachbarn sollten der Unabhängigkeit folgen, zwei davon um die seitdem geteilte Region Kaschmir. Zeitweise versetzte der Konflikt zwischen beiden Ländern, die seit spätestens 1998 über Atombomben verfügen, die ganze Welt in Angst. Zwar nahmen Neu Delhi und Islamabad vor dreieinhalb Jahren Friedensverhandlungen auf, doch das bilaterale Verhältnis wird bis heute von tiefem Misstrauen geprägt. Dabei sind sich die südasiatischen Nachbarn in vielen Punkten ähnlich - und in anderen doch so verschieden.

Misstrauen auf politischer Ebene
Das Misstrauen erstreckt sich vor allem auf die politische Ebene. Zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Indern und Pakistanern sind meist unproblematisch, Freundschaften keine Seltenheit. Die Sprachen Urdu und Hindi sind ähnlich, Gesprächsthemen auch: Kricket ist auf beiden Seiten der Grenze Nationalsport, über Korruption klagen Inder und Pakistaner. Beide Länder legen seit Jahren ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum hin, wenn auch das indische schon wegen der schieren Masse der 1,1 Milliarden Menschen international mehr im Rampenlicht steht. Weite Teile der Bevölkerung in Indien wie in Pakistan müssen trotzdem unterhalb der Armutsgrenze ums Überleben kämpfen, allerdings nimmt ihre Zahl in beiden Ländern ab.

Indien Erfolgsmoidell / Pakistan Problemfall
Doch während Indien inzwischen international als stabiles Erfolgsmodell wahrgenommen wird, gilt Pakistan als Problemfall - manche Beobachter sprechen von einem potenziellen Pulverfass. Inder bezeichnen ihr Land gerne als die größte Demokratie der Welt. Tatsächlich scheint an ein Wunder zu grenzen, dass der Vielvölkerstaat mit seinen zahlreichen verschiedenen Sprachen, Religionen, Kulturen und Rebellengruppen zusammenhält - und dass seit 60 Jahren die Wähler bestimmen, wer sie regiert. "Seit 1947 haben viele vorhergesagt, dass die Demokratie in Indien scheitern wird", sagt der junge Abgeordnete Sachin Pilot. "Ihnen wurde das Gegenteil bewiesen."

Wenig zu feiern gibt es derzeit dagegen in Pakistan. Dort drohte Militärmachthaber Pervez Musharraf, der sich 1999 an die Macht putschte, seinen 165 Millionen Mitbürgern erst vor wenigen Tagen mit dem Ausnahmezustand. Die blutigen Kämpfe um die von Extremisten besetzte Rote Moschee inmitten der Hauptstadt Islamabad führten dramatisch vor Augen, wie angespannt die Lage ist. Militante Islamisten verüben seitdem fast täglich Anschläge. Musharraf steht gleichzeitig international unter massivem Druck, stärker gegen Extremisten vorzugehen, die nicht nur Pakistan, sondern vom Grenzgebiet aus auch Afghanistan immer stärker destabilisieren.

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