Blutbad in Nigeria
700 Tote bei Kämpfen gegen islam. Sekte
02.08.2009
Wegen der Hitze werden bereits Massengräber angelegt. Die islamistischen Rebellen wollen die Scharia in Nigeria einführen.
Bei den heftigen Kämpfen zwischen nigerianischen Sicherheitskräften und Anhängern einer radikal-islamischen Sekte sind erheblich mehr Menschen gestorben, als bisher bekannt. Zwischen 600 und 700 Tote sind geborgen worden in Maiduguri, der Hochburg der Rebellen. Die Polizeikräfte halfen in den vergangenen Tagen, die Leichen von den Straßen der im Norden gelegenen Stadt zu schaffen.
Massenbegräbnisse wegen Hitze
Es hat bereits
Massenbegräbnisse gegeben, um eine weitere Zersetzung der Leichen in der
Hitze zu vermeiden. Das Rote Kreuz befürchtet den Ausbruch von Seuchen, weil
hunderte Leichen tagelang auf der Straße gelegen sind.
Tatsächliche Opferzahl unklar
Die Opferzahl bezog sich nur
auf Maiduguri, die Kämpfe erstreckten sich aber auch auf weitere Städte des
Nordens. Wie viele Menschen insgesamt getötet wurden, ist nicht bekannt.
Bisher hatten die Behörden von rund 300 Toten bei den Kämpfen mit den
islamistischen Rebellen gesprochen.
"Westliche Bildung ist Sünde"
Mehrere muslimische
Geistliche erklärten, sie hätten die Behörden mehrfach vergeblich vor der
Gewaltbereitschaft der Sekte Boko Haram ("Westliche Bildung ist Sünde")
gewarnt. Die Sekte setzt sich - wie die Taliban in Afghanistan - für die
Einführung einer strengen Auslegung des islamischen Rechts, der Scharia,
ein. Seit 12 der 36 Staaten des ölreichen Nigeria 1999 mit der Einführung
von Formen der Scharia begonnen haben, kommt es immer wieder zu Gewalttaten.
Islamistischer Rundumschlag
Die Welle der Gewalt begann am 26.
Juli, als islamistische Kämpfer mehrere Polizeistationen, Kirchen,
Gefängnisse und Regierungsgebäude angriffen. In den vier betroffenen Staaten
im Norden Nigerias ergriffen etwa 4.000 Menschen die Flucht. Zuletzt
attackierten Regierungstruppen das Hauptquartier der Islamisten in Maiduguru
sowie eine ihrer Moscheen und töteten etwa 100 Menschen. Sektenführer
Mohammed Yusuf wurde am Donnerstag getötet. Die Polizisten nahmen ihn
zunächst fest, erschossen ihn aber wenig später mit der Begründung, er habe
zu fliehen versucht.
Menschenrechtler gegen Polizei
Menschenrechtler forderten eine
Untersuchung der Umstände, unter denen Yusuf ums Leben gekommen ist. Ihren
Angaben zufolge fielen dem harten Polizeieinsatz gegen die Boko Haram auch
zahlreiche Zivilisten zum Opfer. Die Polizei habe willkürlich geschossen,
sagte Shamake Gad Peter von der nigerianischen Menschenrechtsliga dem
UNO-Nachrichtendienst IRIN. Andere Augenzeugen hätten beobachtet, wie
Polizisten gefangene Sektenmitglieder vor einer Polizeistation aus nächster
Nähe erschossen hätten.