Der US-Kommandant kündigte die erste Truppenreduzierung an. Wirtschaftsnobelpreisträger schätzt Kosten des Krieges auf drei Billionen.
Fast fünf Jahre nach dem Beginn des Irak-Krieges dauert die Gewalt in dem umkämpften Land unvermindert an: Am Montag wurden bei zwei Anschlägen in Bagdad und im Nordosten der Hauptstadt acht US-Soldaten getötet. Am Dienstag starben in Nassiriya im Süden des Landes 16 Insassen eines Busses durch eine Bombenexplosion, neun Menschen wurden in Mossul im Norden bei Kämpfen getötet, mindestens acht kamen bei einem Selbstmordanschlag in Duluiya, 70 Kilometer nördlich von Bagdad, ums Leben. Der Einsatz der US-Streitkräfte in dem Golfstaat dürfte nach Einschätzung des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz mindestens drei Billionen Dollar (1,95 Billionen Euro) kosten.
Erster Truppenabzug
Im Westen des Landes bereiten die US-Truppen
dagegen den ersten Abzug von Streitkräften vor, wie er von US-Präsident
George W. Bush im vergangenen Jahr angekündigt worden war. Seine
Marineinfanteristen stünden bereits "kurz davor", den Irakern die
Verantwortung für die Sicherheit in der früheren Unruheprovinz El Anbar zu
übergeben, teilte der für den Westirak zuständige US-Kommandant John Kelly
am Montag in einer Telefonkonferenz aus Bagdad mit. Nach seinen Angaben geht
die Gesamtzahl der in der Region stationierten US-Truppen kontinuierlich
zurück. Er denke bereits über die Schließung einiger größerer Stützpunkte
nach, sagte der General.
"Three Trillion Dollar War"
Die Kosten des
Irak-Einsatzes der US-Streitkräfte drohen nach Einschätzung von
Nobelpreisträger Stiglitz zu explodieren. Mit mindestens drei Billionen
Dollar schlage der US-Einsatz zu Buche, rechnet Mitautor Stiglitz in seinem
jüngsten Buch "The Three Trillion Dollar War: The True Cost of the Iraq
Conflict" vor, das Mitte Mai auch auf Deutsch mit dem Titel "Die wahren
Kosten des Krieges" in den Handel kommt. Dabei seien in die Bilanz noch
nicht die Langzeitkosten wie etwa für die Betreuung von Kriegsveteranen
eingeflossen, die jetzt schon über denen für den zwölf Jahre langen
Vietnam-Einsatz lägen, heißt es in dem Buch, das Stiglitz zusammen mit der
Harvard-Professorin Linda Bilmes schrieb.
Offiziell "nur" 1,7 Billionen Dollar
Mit ihren
Schätzungen liegen Stiglitz und Bilmes deutlich über denen des Haushaltsamts
des US-Repräsentantenhauses (CBO), das bis 2017 zwischen 1,2 und 1,7
Billionen Dollar veranschlagt.
16 Tote bei Busexplosion
Bei einer Bombenexplosion im Süden des
Iraks sind am Dienstag 16 Insassen eines Busses ums Leben gekommen. Wie ein
Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte, ging die Bombe auf der
wichtigsten Straßenverbindung im Süden des Landes zwischen den Städten
Nassiriya und Basra hoch, als der Bus vorbeifuhr. 22 Businsassen wurden
verletzt. Die Unglücksstelle liegt rund 430 Kilometer südlich von Bagdad.