Trotz deutlicher Kritik an Präsident Hamid Karzai und seiner Regierung unterstützt die Staatengemeinschaft den Wiederaufbau in Afghanistan.
21 Milliarden Dollar sollen sie bekommen. Diese Summe kam am Donnerstag auf einer Geberkonferenz in Paris zusammen, wie der französische Außenminister Bernard Kouchner am Abend erklärte. Verknüpft mit dem neuen Geld ist die Forderung an Karzai, endlich entschlossen gegen Korruption vorzugehen. Von einem "gegenseitigen Deal" sprach der UNO-Sonderbeauftragte Kai Eide.
"Wir brauchen eine bessere Führung in Kabul und wesentlich bessere Koordinierung", erklärte Eide. "Ein 'Weiter so' darf es nicht geben", sagte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Die Zweifel blieben auch nach der Konferenz. Auf die Frage, ob die afghanische Seite ausreichende Versicherungen zur Korruptionsbekämpfung gegeben habe, sagte Kouchner auf der Abschlusspressekonferenz: "Nein."
Überwartungen übertroffen
Dennoch summierten sich die
Zusagen auf mehr als 20 Milliarden Dollar und übertrafen damit die
Erwartungen deutlich. Der größte Beitrag (10,2 Milliarden Dollar) kommt von
den USA, Deutschland steuert in den kommenden zwei Jahren 420 Millionen Euro
bei, Großbritannien umgerechnet 714 Millionen Euro.
Präsident Karzai braucht für einen fünfjährigen Entwicklungsplan, den er am Donnerstag in Paris vorstellte, insgesamt 50 Milliarden Dollar. Seine Strategie, die von der Staatengemeinschaft angenommen wurde, sieht neben Maßnahmen gegen die Korruption die Stärkung der privaten Wirtschaft und Landwirtschaft sowie die Verbesserung von Sicherheit, Gesundheitsversorgung und Bildung vor. Sechseinhalb Jahre nach dem Sturz der Taliban trete sein Land in eine neue Phase ein, sagte der Präsident.
Opiumanbau dramatisch gestiegen
Seit Beginn des Wiederaufbaus
nach einem Vierteljahrhundert Krieg sind bereits 15 Milliarden Dollar
Hilfszahlungen nach Afghanistan geflossen. Dennoch leben noch rund 80
Prozent der Bevölkerung ohne Strom, in vielen Provinzen gibt es noch so gut
wie keine Straßen. Karzais Entwicklungsplan sieht die schrittweise Übernahme
der Verantwortung durch die afghanische Regierung vor. Neben der Sicherheit
soll der Aufbau einer legalen Landwirtschaft Priorität erhalten. Der
Opiumanbau ist dramatisch gestiegen, aus Afghanistan kommen 90 Prozent des
weltweit gehandelten Heroins.