Teheran sieht keine Hindernisse für einen möglichen Besuch des französischen Außenministers Kouchner.
Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad glaubt nach eigenen Worten nicht, dass sich sein Land und die USA auf Kriegskurs befinden. Zudem versicherte er in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des US-Sender CBS, der Iran brauche keine Atomwaffen.
Iran will keine Atombomben
Auf die Frage, ob es Ziel der
islamischen Republik sei, Atombomben zu besitzen, antwortete Ahmadinejad mit
"eindeutig nein". Das Interview war am Donnerstag aufgezeichnet worden und
wurde anlässlich des New-York-Aufenthalts des iranischen Präsidenten, der an
der UNO-Generalversammlung teilnehmen wird, ausgestrahlt.
Atomprogramm sei "sehr transparent"
Zur Gefahr eines
möglichen Krieges zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten wegen
Teherans Atomprogramm meinte Ahmadinejad, es sei falsch, so zu denken. "Wer
sagt so etwas? Warum sollten wir Krieg gegen einander führen", so der
iranische Präsident. Das iranische Atomprogramm sei "sehr transparent".
Atombombe heute keinen politischen Wert mehr
In den heutigen
politischen Beziehungen habe eine Atombombe keinen Wert. Wäre sie nützlich
gewesen, hätte sie den Untergang der Sowjetunion verhindert, oder würde die
Probleme lösen, die die Amerikaner derzeit im Irak haben, sagte Ahmadinejad.
Nächste Seite: Ahmadinejad will weiter zum Ground Zero
Trotz der Ablehnung durch die New Yorker Polizei hält der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad an seinem Besuchsprogramm in der amerikanischen Metropole fest, das auch eine Ehrung der Opfer des 11. September am "Ground Zero" einschließt. Das erklärte der iranische Außenamtssprecher Mohammad Ali Hosseini am Sonntag nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA bei einer Pressekonferenz in Teheran.
Hosseini kritisierte dabei die Versuche "einiger US-amerikanischer Institutionen", diese Geste Ahmadinejads zu verhindern. Die amerikanischen Behörden müssten "klarstellen, was sie dabei verlieren, wenn der iranische Präsident die Opfer ehrt", meinte der Sprecher.
Besuchs-Pläne nicht aufgegeben
Hosseini widersprach damit
Berichten, wonach Ahmadinejad seine Pläne für einen Besuch am Ort der
Terroranschläge aufgegeben habe, nachdem die New Yorker Polizei eine solche
Visite aus Sicherheitsgründen abgelehnt hatte.
Hosseini übte bei der Pressekonferenz zudem scharfe Kritik an der von den USA praktizierten Entführungen von Iranern im Irak. Dies sei ein "flagranter Verstoß gegen diplomatische Gepflogenheiten".
Keine Hindernisse für Kouchner-Besuch
Zum von französischen
Außenminister Bernard Kouchner geäußerten Interesse an einem Besuch in
Teheran meinte der Sprecher, es gebe keine "Hindernisse" dafür.
Derartige Besuche und politische Konsultationen würden dazu beitragen, die
Realität im Iran und die Vorgänge in der Nahost-Region besser zu verstehen.
Kouchner hatte vor Kurzem in einem Interview vor einem möglichen Krieg gegen den Iran wegen des Streits um dessen Atomprogramm gewarnt. Nach der internationalen Aufregung darüber hatte der Minister seinen Ton gemildert und gemeint, er sei bereit, nach Teheran zu reisen.
Fragen von Studenten und Professoren
Fars berichtete am Samstag
weiter, Ahmadinejad wolle sich auch mit amerikanischen Gegnern des
Irakkrieges treffen und sich an der Columbia-Universität Fragen von
Studenten und Professoren stellen. Eine offizielle Bestätigung für die von
der Nachrichtenagentur gemeldeten Pläne gab es zunächst nicht.
Nächste Seite: Iran hat Rakete mit 1.800 Kilometer Reichweite
Inmitten des internationalen Drucks auf den Iran hat die islamische Republik auf einer großen Militärparade in Teheran Stärke demonstriert. Bei der Parade zur Erinnerung an den Beginn des Kriegs gegen den Irak vor 27 Jahren wurde die neue Rakete "Ghadr" vorgestellt, die nach iranischen Angaben eine Reichweite von 1.800 Kilometern hat. Zu Beginn der Parade flogen drei neue iranische "Saegheh"-Kampfjets über die Hauptstadt Teheran hinweg.
"Der Iran ist eine einflussreiche Macht in der Region und in der Welt, und die Welt sollte wissen, dass sich diese Macht stets für Frieden, Stabilität, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit eingesetzt hat", sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad zum Auftakt der Parade. Er forderte die USA auf, sich aus dem benachbarten Irak zurückzuziehen, gegen den der Iran von 1980 bis 1988 Krieg führte. "Die Präsenz illegitimer Kräfte in der Region ist der Grund für alle Drohungen und Meinungsverschiedenheiten", sagte er. "Ihr Abzug wäre in ihrem Interesse sowie im Interesse der Region und der Sicherheit."
Die USA werfen dem Iran vor, Aufständische im Irak zu unterstützen und ihnen Waffen zur Verfügung zu stellen. Zudem steht Teheran im Verdacht, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung von Atomkraft Nuklearwaffen herzustellen. Derzeit wird über eine mögliche verschärfung von Sanktionen gegen den Iran beraten. Bisher kam das Land der UN-Forderung nach einem Stopp seiner Urananreicherung nicht nach.
Nächste Seite: UNO uneins bei Iran-Sanktionen
Neue Beratungen der fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats und Deutschlands über verschärfte Iran- Sanktionen in Washington sind zunächst ohne konkretes Ergebnis geblieben. Die Gespräche vom Freitag seien "ernsthaft und konstruktiv" gewesen, teilte der Staatssekretär im US-Außenministerium, Nicholas Burns, mit. Am 28. September sollen nun die Außenminister der Teilnehmerstaaten am Rande der UNO-Vollversammlung in New York zu weiteren Beratungen zusammenkommen.
Die Gespräche in Washington waren überschattet von einem Streit zwischen Frankreich und Russland. Moskau hält zusätzliche Strafmaßnahmen gegen Teheran im Konflikt um das iranische Atomprogramm derzeit für kontraproduktiv. Der französische Außenminister Bernard Kouchner hatte sich dagegen vorigen Sonntag für eine harte Haltung ausgesprochen. Er wollte sogar einen Krieg gegen den Iran nicht ausschließen, relativierte seine Aussagen später aber. Am Donnerstag bekräftigte er nach seiner Ankunft in Washington, er wolle keinen Krieg gegen den Iran.
Teheran hat bisher die UNO-Forderungen weitgehend ignoriert. Die Vereinten Nationen verlangen einen Stopp aller Atomaktivitäten des Irans, die auch der Entwicklung von Nuklearwaffen dienen könnten.