Trotz Kritik
AKW Temelin wird weiter ausgebaut
22.06.2009
Der erste neue Block wird bis 2020 fertig gestellt. Der Ausbau des AKW ist unter Umweltschützern und Atomkraftgegnern umstritten.
Der zu 70 Prozent staatliche Tschechische Energiekonzern (CEZ) will noch bis Ende Juni ein Auswahlverfahren für die Erweiterung des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin ausschreiben. Der Wert des Auftrags soll bei etwa 250 Mrd. Kronen (9,49 Mrd. Euro) liegen, berichtete die tschechische Gratis-Wirtschaftstageszeitung "E15" am Montag. Der Ausbau des tschechischen AKW ist besonders unter Umweltschützen und Atomkraftgegnern umstritten.
Vier Reaktoren
In Temelin gibt es zur Zeit zwei
1.000-Megawatt-Blöcke. Ursprünglich hatte das Projekt insgesamt vier
Reaktoren vorgesehen, die Regierung beschloss aber später, dass nur zwei
Blöcke gebaut werden. Jetzt soll das Kraftwerk doch laut dem ursprünglichen
Plan vollendet werden.
Erster Block bis 2020 fertig
Schon seit 2008 läuft die
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Projekt. Mit dem Abschluss der
UVP wird etwa Mitte 2010 gerechnet. Die abgeschlossene UVP ist eine
Voraussetzung, dass weitere Verwaltungsverfahren hinsichtlich des Aufbaus
gestartet werden können. Mit dem Beginn der Bauarbeiten rechnet die CEZ im
Jahr 2013, wobei der erste der beiden neuen Blöcke etwa 2020 fertiggestellt
werden soll. Vier Firmen als Technologielieferanten infrage: Mitsubishi
(Japan), Atomenergoprojekt (Russland), Westinghouse (USA) und Areva
(Frankreich).
Auch Bohunic soll ausgebaut werden
Laut "E15" ist es
wahrscheinlich, dass die Firma, die den Auftrag erhält, offenbar auch eine
Zusage für die Aufträge für den Ausbau des südmährischen Atomkraftwerks
Dukovany und des slowakischen Jaslovske Bohunice bekommt. Der Gesamtwert der
Aufträge würde bei mindestens 600 Mrd. Kronen (22,8 Mrd. Euro) liegen, womit
es sich um die größte Ausschreibung in der Geschichte Tschechiens handeln
würde.
Die tschechische Atomenergie-Industrie war eines der Themen des Gesprächs von Bundespräsident Heinz Fischer mit tschechischen Politikern im Mai in Prag. Regierungschef Jan Fischer hatte dem Bundespräsidenten zugesichert, dass die Vereinbarungen mit Österreich zum südböhmischen Atomkraftwerk Temelin "gewissenhaft" eingehalten werden. Bei dem Gespräch sagte der Prager Regierungschef außerdem das Eingehen auf österreichische Vorbehalte im Bereich Sicherheit und Umweltverträglichkeitsprüfung zu.