Bisher 72 Tote
Al-Kaida bekennt sich zu Anschlägen in Algier
11.12.2007
Laut offiziellen Angaben gibt es 72 Tote und 177 Verletzte. Experten glauben, dass das Datum des Anschlags von Bedeutung ist.
Die Terrororganisation "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" bekannte sich zu den Doppel-Anschlägen in Algeiren und veröffentlichte im Internet die Fotos der Attentäter. Experten halten das Datum des Terroranschlags für symbolträchtig.
Fotos zeigen die beiden mutmaßlichen Selbstmordattentäter Abdel Rahmane al-Assmi und Ibrahim Abou Othmane mit Sturmgewehren und der grünen Fahne des Islam. Die "Märtyrertaten" hätten sich gegen "Kreuzfahrer und Ungläubige" gerichtet, hieß es. Die Lastwagen der beiden Attentäter seien mit jeweils 800 Kilogramm Sprengstoff beladen gewesen, hieß es in der Erklärung weiter. Eine unabhängige Bestätigung für die Echtheit der Erklärung lag zunächst nicht vor.
Siebter Überlebender geborgen
Nach den Anschlägen ist ein
siebter Überlebender aus den Trümmern der zerstörten UN-Büros geborgen
worden. Rettungskräfte suchten mit Spürhunden weiter nach verschütteten
Menschen in den Trümmern des Gebäudes, in dem sich Büros des
UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) und des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) befunden
hatten, wie das algerische Radio am Mittwoch berichtete.
UNO-Mitarbeiter getötet
Einer der Anschläge wurde nahe dem
Gebäude des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR verübt. Die Vereinten Nationen in
New York gaben die Zahl der getöteten UN-Mitarbeiter mit mindestens vier an,
14 weitere würden vermisst. Nahe dem Obersten Gerichtshof zerfetzte eine
Autobombe einen Bus mit Studenten. Die Anschläge wurden international scharf
verurteilt. Zerhouni machte das Terrornetzwerk Al Kaida im Maghreb für die
Taten verantwortlich. Bis zum Abend bekannte sich niemand zu den Anschlägen.
Beim Anschlag auf den UN-Komplex sind vermutlich fünf UN-Mitarbeiter ums Leben gekommen. Über ein Dutzend Mitarbeiter werden noch unter den Trümmern vermisst, sagte Marie Okabe, Sprecherin des UN-Generalsekretärs, am Dienstag vor Journalisten in New York. "Die Opfer sind noch nicht bestätigt, aber wir glauben, dass es fünf Tote sind. Im Augenblick konzentrieren wir uns darauf, unsere Mitarbeiter zu finden", so die Sprecherin.
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Die Front des UNHCR-Gebäudes im Wohnviertel Hydra wurde durch die Wucht der Explosion zerstört. Einer UN-Sprecherin in Genf zufolge explodierte die Autobombe zwischen dem UNHCR-Komplex und einem weiteren Gebäude, in dem sich das UN-Entwicklungsprogramm UNDP und andere UN-Vertretungen befinden. Das Viertel wird wegen des hohen Ausländeranteils für gewöhnlich streng bewacht. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach weiteren Opfern. Nach UN-Angaben stürzte ein Gebäude ein, in dem das UNDP untergebracht war. Zudem seien Büros des Flüchtlingshilfswerkes schwer beschädigt worden.
Oberster Gerichtshof ebenfalls Ziel
Die zweite Autobombe ging in
Ben Aknoun vor dem Obersten Gerichtshof hoch, als ein Bus mit Studenten
vorbeifuhr. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde der Bus mit voller
Wucht von der Detonation getroffen. Die Mehrzahl der Toten und Verletzten
seien Studenten, hieß es. Sie seien mit dem Bus auf dem Weg zur juristischen
Fakultät gewesen. An den Anschlagsorten stieg dichter schwarzer Rauch auf,
die Sirenen von Notarztwagen waren zu hören.
"Sinnlose Gewalt"
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon
verurteilte die Anschläge in einer Erklärung "auf das
Schärfste". US-Präsident George W. Bush bezeichnete sie als "sinnlose
Gewalt". Die Täter seien "Feinde der Menschheit, welche die
Unschuldigen angreifen", hieß es in einer vom Weißen Haus
veröffentlichten Erklärung. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner
erklärte in Brüssel, sie sei über die Anschläge entsetzt und verurteile sie "auf
das Schärfste". Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier
bezeichnete die Anschläge in einem Schreiben an seinen algerischen Kollegen
Mourad Medelci als "grausam" und "feige". Sie richteten
sich gegen die "Anstrengungen Algeriens für innergesellschaftliche
Aussöhnung und Befriedung". Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy
sprach von "barbarischen, abscheulichen und zutiefst feigen Taten".
Opposition kritisiert Präsident
Die algerische
Oppositionspartei RCD (Sammlung für Kultur und Demokratie) machte Präsident
Abdelaziz Bouteflika für das Massaker verantwortlich. Er mache den
Islamisten beständig Zugeständnisse. Bouteflikas Versöhnungspolitik sei "total
gescheitert", sagte RCD-Chef Saïd Sadi der Zeitung "Le
Parisien". Die in Öldollars schwimmende Führung habe keinen Kontakt zur
Wirklichkeit. Die Zeitung "Le Quotidien d'Oran" schrieb, der
wirtschaftliche und soziale Notstand bringe die Jugend zur Verzweiflung.
Einige wanderten nach Europa aus, andere gingen zu Terroristen.
Symbolträchtiges Datum
Laut Experten könnte das Datum der
Terroranschläge symbolträchtig sein. Seit dem 11. September 2001 haben
islamische Extremisten wiederholt am 11. eines Monats zugeschlagen, so am
11. März 2004 in Madrid. Am 11. April dieses Jahres wurden bei
Terroranschläge in Algier 33 Menschen getötet. Der 11. Dezember ist in
Algerien auch der Jahrestag von Demonstrationen der Unabhängigkeitsbewegung
gegen die französische Kolonialherrschaft im Jahr 1960. Das Gebäude des
Obersten Gerichtshofs hat die Adresse Boulevard des 11. Dezember.