In deutscher Sprache
Al-Kaida droht Deutschland wegen Afghanistan
18.01.2009
In einem Drohvideo meint "Abu Talha, der Deutsche", es sei seit 1993 sein Wunsch, "sich für Allah in die Luft zu sprengen".
Das Terrornetzwerk Al-Kaida soll Deutschland wegen seines Militäreinsatzes in Afghanistan mit Vergeltung gedroht haben. Laut der amerikanischen SITE Intelligence Group wurde am Samstag ein 30-minütiges Drohvideo im Internet veröffentlicht. Ein deutsch sprechender Vermummter sagt darin, die Deutschen wären "leichtgläubig und naiv", wenn sie meinten, in Afghanistan "als drittgrößter Truppensteller ungeschoren davon zu kommen". Es sei seit 1993 sein Wunsch, "sich für Allah in die Luft zu sprengen".
"Abu Talha, der Deutsche"
"Die Finanzkrise fegte den deutschen
Stolz weg", sagt der Mann, der in dem auf Oktober 2008 datierten Video als
"Abu Talha, der Deutsche" auftritt. Ob das milliardenschwere Rettungspaket
der Regierung der deutschen Wirtschaft helfen werde, liege an den Deutschen
selbst. Wenn die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen werde, "könnten die
Erwartungen der Regierung vielleicht eintreffen". Sollten die Deutschen aber
auf "diesem unnötigen Krieg" beharren, werde die Rechnung nicht aufgehen.
Menschenleben + Arbeitsplätze
"Es stehen nicht nur Menschenleben
auf dem Spiel, sondern auch Arbeitsplätze", sagt der Mann weiter. "Einem
Exportweltmeister kann man nicht nur daheim Schaden zufügen." In der
vernetzten Wirtschaft von heute sei es leicht, an einem anderen Ort
zuzuschlagen und dennoch zu treffen. Während der Mann diese Drohungen
ausspricht, schraubt er eine Panzerfaust zusammen. Seine Botschaft hat er
mit dem Titel "Das Rettungspaket für Deutschland" versehen.
Mohammed-Karikaturen
In dem Drohvideo kritisiert "Abu Talha"
zudem die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen, die im September 2005
in Dänemark erstmals von einer Zeitung gedruckt worden waren und in der
islamischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst hatten. Mit diesen
Provokationen habe der Westen "die Muslime nicht nur wachgerüttelt, sondern
hyperaktiv gemacht".
Ob das Drohvideo authentisch ist, kann noch nicht gesagt werden. Das Band wird derzeit vom deutschen Bundeskriminalamt überprüft. Die SITE Intelligence Group mit Sitz in Maryland ist auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisiert.
Berlin hält Drohvideo für echt
Die Regierung in Berlin ist von
der Echtheit des gegen Deutschland gerichteten Drohvideos des islamistischen
Terrornetzwerks Al Kaida überzeugt. "Die Verlautbarung halten wir für
authentisch", teilte das Innenministerium in Berlin am Sonntag mit. Nach
Auswertung durch das Bundeskriminalamt gehe das Ministerium davon aus, dass
der vermummte Sprecher Deutschland in der ersten Jahreshälfte 2007 für eine
Ausbildung in Terrorcamps im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet verlassen
habe. Außerdem habe der Sprecher wahrscheinlich Kontakt zu Führungskreisen
von Al Kaida.