Im Bombay sind nach wie vor Schüsse zu hören, auch ein Feuer ist ausgebrochen. Alle Attentäter im Taj Mahal sollen unterdessen getötet worden sein.
Im Luxushotel Oberoi Trident in Bombay, in dem sich nach einem Terrorangriff zahlreiche Geiseln in den Händen der islamistischen Angreifer befinden, ist am Donnerstag ein Feuer ausgebrochen. Wie ein AFP-Reporter aus Bombay berichtete, schlugen hohe Flammen aus Fenstern in einem der oberen Stockwerke. Zudem fielen fortwährend Schüsse.
Taj Mahal-Hotel "befreit"
Indische Polizisten und Soldaten haben nach Behördenangaben alle Attentäter getötet, die das Luxushotel Taj Mahal in Bombay (Mumbai) angegriffen und sich darin verschanzt hatten. Der Einsatz in einem zweiten Hotel dauere an, teilten die Behörden am Donnerstagabend mit.
Drei Festnahmen
Indische Sicherheitskräfte haben am Donnerstag in dem von bewaffneten Angreifern besetzten Taj-Mahal-Hotel in Bombay drei Männer festgenommen, unter ihnen einen Pakistani. Wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India am Abend unter Berufung auf amtliche Angaben meldete, handelte es sich bei dem Pakistani um einen Mann aus der pakistanischen Stadt Multan. Er und seine Mitkämpfer seien Mitglieder der in Pakistan ansässigen Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba, die für die Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft. Sowohl Indien als auch Pakistan erheben Anspruch auf die zwischen den beiden Atommächte umstrittene Grenzregion.
Pakistanis verantwortlich?
Nach Angaben der indischen Armee sind für die Anschlagsserie in Bombay, die am Mittwochabend begann und bei der mehr als 125 Menschen starben, Attentäter aus Pakistan verantwortlich. Islamabad wies entsprechende Vorwürfe entschieden zurück.
Sieben Geiseln befreit
Bis jetzt sind sieben Geiseln aus einem Gebäudekomplex befreit worden, in dem sich auch ein Jüdisches Zentrum befindet. Über die Nationalität der befreiten Geiseln war zunächst nichts bekannt. Es könnten aber Ausländer unter ihnen sein. Das ergab sich aus Fernsehbildern, auf denen eine Gruppe von Menschen zu sehen war, die aus der Nariman-Anlage mit Wohnungen und Geschäftsräumen im Zentrum der Stadt geführt wurden.
"Viele fürchten, dass es weitergeht"
Aus Angst vor weiteren Anschlägen verbarrikadierten sich am Donnerstag zahlreiche Ausländer im benachbarten Hotel Taj President. Die Zufahrt sei mit Hotelfahrzeugen versperrt und der Lobby-Eingang mit Sofas zugestellt, sagte der in Bombay tätige Anwalt Lars Meyer der Deutschen Presse-Agentur. Zahlreiche bewaffnete Sicherheitsleute mit schusssicheren Westen bewachten das Hotel. "Die Lage ist weiterhin sehr angespannt. Viele fürchten, dass es weitergeht", sagte Meyer. Zahlreiche Menschen aus anderen Hotels hätten dort Zuflucht gesucht. "Viele hatten Blutspritzer am Körper und standen unter Schock", sagte Meyer.
125 Tote, 300 Verletzte
Der amerikanische Nachrichtensender CNN berichtet, dass die Anzahl der Toten auf 125 gestiegen ist, knapp 300 wurden verletzt. Die Einsatzkräfte können aber auch erste kleine Erfolge vorweisen: zehn Geiseln sollen aus der Gewalt der Terroristen befreit worden sein. Indische Behörden melden, dass noch rund 30 Menschen in dem Luxushotel gefangen gehalten werden. Genaue Zahlen gibt es aber nicht.
Terror-Schiff gestoppt
Die indische Marine hat ein Schiff abgefangen, das die Terroristen möglicherweise in die Finanzmetropole brachte. Die Nachrichtenagentur IANS meldete am Donnerstag, ein Kriegsschiff habe das verdächtige Handelsschiff verfolgt und auf hoher See gestoppt. Neben dem Kriegsschiff der Marine hätten auch zwei Patrouillenboote und zwei Flugzeuge der Küstenwache nach dem verdächtigen Schiff gesucht. Die Terroristen waren am Mittwochabend von einem Schiff aus mit Schlauchbooten nach Bombay gekommen.
Israelis als Geiseln
Nach Angaben der israelischen Botschaft in Neu-Delhi werden 10 bis 15 Israelis von Terroristen als Geiseln festgehalten. Der Verbleib von 25 weiteren Israelis ist ungeklärt. Eine bisher unbekannte muslimische Gruppe mit dem Namen Deccan Mujaheddin hat sich zur Urheberschaft der Angriffe bekannt.
Explosionen im Taj Mahal-Hotel
Nach Polizeiangaben sind im Taj-Mahal-Hotel keine Geiseln mehr, dort halten sich aber weiterhin Terroristen verschanzt. Am frühen Abend (Ortszeit) kam es in dem Hotel weiterhin zu Explosionen und Schüssen. Von dem Gebäude stieg Rauch auf, aus den Fenstern schlugen Flammen.
Zahlreiche Hotel-Gäste getötet
Gäste des Taj-Hotels hatten das Personal ausdrücklich gelobt, das unter großen Risiken für das eigene Leben versucht hatte, Kunden vor den Angreifern zu schützen. Nach Tata-Konzernangaben starben 15 Angestellte, darunter fünf Köche. Mehr als 400 Gäste waren zum Zeitpunkt des Angriffs im Hotel, von denen ebenfalls viele ums Leben kamen. Beim Angriff auf das zweite Luxushotel, das zur Oberoi-Gruppe gehörende Trident-Hotel, starben mindestens sechs Angestellte. Auch hier wurden zahlreiche Gäste getötet.
Die Polizei schloss Verhandlungen mit den Angreifern aus und kündigte an, die Terroristen zu töten oder festzunehmen.
EU will ihre Bürger ausfliegen
Die europäische Staaten planen nun, ihre Bürger aus Indien auszufliegen. Es gebe zwei entsprechende Vorhaben, sagte der spanische Konsul in Bombay, Cesar Alba, dem spanischen Rundfunk am Donnerstag. Die spanische Regierung plane die Entsendung eines Flugzeugs und auch auf europäischer Ebene werde eine solche Aktion diskutiert. Die europäische Idee sei, ein größeres Flugzeug zu schicken und alle Europäer auszufliegen, sagte Alba.
Spanien plane die Entsendung eines Flugzeugs, um alle Spanier "so schnell wie möglich" aus Bombay herauszubringen, sagte auch der spanische Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba in Brüssel. Unter den Verletzten seien zwei Spanier, von denen einer im Krankenhaus behandelt worden sei.
Hier bombten die Islamisten (c) AP
AUA fliegt nach Bombay
Trotz der blutigen Terrorserie finden bislang alle Flüge der Austrian Airlines planmäßig statt. Die Lage am Flughafen dürfte normal sein, sagte AUA-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm. Die letzte Maschine aus Bombay sei planmäßig um 5.35 Uhr in Wien gelandet und auch der Flug zurück nach Indien werde wie geplant um 11.00 Uhr stattfinden, berichtete die AUA-Sprecherin.In Bombay befindet sich AUA-Flughafenpersonal sowie die Crew für den nächsten Rückflug nach Wien. Laut Dandrea-Böhm sei man aber mit den Leuten in Kontakt, keiner sei gefährdet und alle wohlauf.
Deutscher Medienunternehmer unter den Toten
Unter den Opfern befindet sich der Münchner Medienunternehmer und ehemalige Vize des Fußball-Vereins 1860 München, Ralph Burkei. Die Freundin von Burkei wurde bei der Flucht schwer verletzt. Sie dürfte von einer Fassade gestürzt sein, dürfte aber so stabil sein, dass sie in den kommenden Tagen nach Deutschland geflogen werden kann.
Ralph Burkei, Foto: (c) APA
Er starb bei dem Anschlag auf das "Taj Mahal"-Hotel, wie die Medienfirma C.A.M.P. TV, bei der Burkei als Programmleiter wirkte, bestätigte.