Assange will die Drohung etwa im Falle einer langen Haftstrafe wahr machen.
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat mit der Veröffentlichung aller im Besitz seiner Organisation befindlichen Dokumente gedroht, sollte er ermordet oder für lange Zeit ins Gefängnis gesteckt werden. "Wir verhalten uns auf verantwortliche Weise", sagte Assange dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera, wie Medien am Golf am Donnerstag berichteten. "Aber wenn ich dazu gezwungen werde, könnten wir bis zum Äußersten gehen und jedes einzelne Dokument, das wir haben, zugänglich machen." 2000 Webseiten stünden bereit, um das derzeit durch Passwörter geschützte Material ins Internet zu stellen.
© AP Photo/Kirsty Wigglesworth
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© Peter Macdiarmid-WPA Pool/Getty Images
© AP Photo/Lefteris Pitarakis
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Arabische Welt: Enge CIA-Kontakte
Den letzten Teil des viel beachteten Interviews strahlte Al Jazeera am Mittwochabend aus. Assange berichtete, dass zahlreiche hohe Funktionsträger in der arabischen Welt engste Kontakte zum US-Geheimdienst CIA unterhielten, die sie durch Besuche in den jeweiligen US-Botschaften pflegen würden.
Folterzentren
"Diese Funktionsträger sind Spione der USA in ihrem eigenen Land", fügte Assange hinzu. Namen nannte er in der Sendung keine. Einige arabische Länder hätten eigene Folterzentren eingerichtet, um dort von Washington überstellte Gefangene zu verhören und zu "bearbeiten". Auch hier ging Assange auf keine Einzelheiten ein.
Sex-Vorwürfe
Der 39-jährige Australier hält sich derzeit in Großbritannien auf, wo auch das Al-Jazeera-Interview aufgezeichnet wurde. Dort versucht er, seine Auslieferung nach Schweden zu verhindern. Die schwedische Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, ungeschützten Sex mit zwei Frauen gegen deren Willen gehabt zu haben. Assange bestreitet die Vorwürfe und befürchtet, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm wegen angeblicher Spionage eine lange Gefängnisstrafe drohen könnte.
Druck aus Washington
Die Internet-Plattform Wikileaks hatte in den vergangenen Monaten hunderttausende vertrauliche Unterlagen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie über den diplomatischen Schriftverkehr der USA in ihren Besitz gebracht. Dadurch fühlt sich vor allem Washington bloßgestellt. Veröffentlicht wird das Material weltweit von mehreren Zeitungen, die mit Wikileaks kooperieren und die sicherstellen sollen, dass dadurch das Leben von Menschen nicht gefährdet wird.
Neue Enthüllungen um Sarkozy
Unterdessen kamen weitere Geheimdokumenten über den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy an die Öffentlichkeit. Er soll vom verstorbenen Machthaber von Gabun, Omar Bongo, finanzielle Unterstützung erhalten erhaben. Das geht aus einer von Wilileaks veröffentlichen US-Depesche hervor, über die das Online-Magazin Mediapart am Donnerstag berichtete. Danach hatten Bongo und seine Familie über mehrere Jahre hinweg insgesamt 36 Millionen Euro öffentlicher Gelder für private Zwecke abgezweigt. Ein Teil dieses Geldes sei "an mehrere politische Parteien in Frankreich und zur Unterstützung von Nicolas Sarkozy" geflossen, heißt es in der Depesche der US-Botschaft in Kamerun, die sich auf einen nicht genannten Informanten von der Bank der zentralafrikanischen Staaten (BEAC) beruft.
Der Elysée-Palast äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Sarkozy hatte enge Beziehungen zu Omar Bongo und reiste auch zu dessen Beerdigung. Mit dessen Sohn und Nachfolger Ali Bongo pflegt er ebenfalls guten Kontakt. Nach einem 2007 veröffentlichten Bericht besaßen Omar Bongo und seine Familie damals knapp 40 Luxus-Immobilien in Frankreich. Bongo galt als Verkörperung der Klientelbeziehungen zwischen Frankreich und seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien. Er bereicherte sich an den Einnahmen aus den Erdölreserven Gabuns so sehr, dass er zu den reichsten Männern der Welt gezählt wurde.