Die Schuhe von Montasser al-Saidi wurden auf Sprengstoff untersucht und anschließend vernichtet, die Zerstörung wird heftig kritisiert.
Die Schuhe, die ein irakischer Journalist auf US-Präsident George W. Bush geschleudert hat, sind nach Justizangaben bei den anschließenden Ermittlungen zerstört worden. Das Schuhpaar des TV-Journalisten Montasser al-Saidi sei auf Sprengstoff untersucht und dann vernichtet worden.. Zwar hätten die irakischen und US-Experten die übrigen Bekleidung und das Handy Saidis nach der Überprüfung zurückgeschickt, nicht aber die Schuhe. Die weiteren Ermittlungen würden durch das Fehlen der wichtigsten Beweisstücke nicht behindert, betonte der Richter. Saidi habe ja gestanden, und es gebe auch Fernsehbilder vom Schuhwurf.
"Diese Schuhe waren heilig"
Saidis Anwalt Diyaa
al-Saadi kritisierte die Zerstörung der Schuhe. Diese hätten einen großen
Wert und seien für die Iraker zum Symbol des Widerstands geworden: "Diese
Schuhe waren heilig", sagte der Jurist.
Freilassung Saidis gefordert
Zum Zeichen der Solidarität mit
ihrem irakischen Kollegen zogen unterdessen rund 50 palästinensische
Journalisten bei einer Versammlung vor der Geburtskirche in Betlehem im
Westjordanland ihre Schuhe aus. Sie forderten die Freilassung Saidis, dem im
Irak wegen "Beleidigung eines ausländischen Staatschefs" bis
zu sieben Jahre Gefängnis drohen.
Saidi hatte seine Schuhe am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Bagdad in Richtung des scheidenden US-Präsidenten geschleudert und gerufen: "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Bush war den Schuhen geschickt ausgewichen. Mitschnitte der Szene sorgten international für Furore und wurden vor allem in der arabischen Welt bejubelt.
Schuhwerfer bleibt in Haft
Der Schuhwerfer Montasser al-Saidi
muss weiter im Irak in Untersuchungshaft bleiben. Der zuständige
Ermittlungsrichter lehnte am Donnerstag einen Antrag auf Freilassung des
irakischen Journalisten ab, da dessen Sicherheit gefährdet sei. Seine
Schuhe, die Saidi am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Bagdad in Richtung
von US-Präsident George W. Bush geschleudert hatte, wurden nach
Justizangaben inzwischen vernichtet.
Er habe das Recht, den Antrag auf Freilassung gegen Kaution abzulehnen, da Saidi ein Delikt begangen habe, sagte der Ermittlungsrichter Dhija al-Kenani. Er begründete seine Entscheidung auch mit Sicherheitsbedenken: "Wenn er freikommen würde, wäre das wegen möglicher Anschläge ein Risiko für ihn." Zudem würde der vor allem in der arabischen Welt umjubelte Iraker dann von Journalisten belagert werden.
Pro und Contra Saidi
Der Fall Saidi spaltet die Iraker weiter.
Täglich gehen in Bagdad und im Nordirak Menschen auf die Straße, um für die
Freilassung ihres "Helden Montasser" zu demonstrieren. Die
Mitglieder der Regierungsparteien der Schiiten und Kurden fordern dagegen
seine Bestrafung. Am Mittwoch hatte der Parlamentsvorsitzende Mahmoud
al-Mashhadani mit seinem Rücktritt gedroht, nachdem die Parlamentarier in
einer chaotischen Sitzung über den Fall gestritten hatten. Mashhadani brach
die Parlamentssitzung am Donnerstag nach kurzer Zeit wieder ab, weil die
Abgeordneten wieder nur über den Fall Saidi diskutiert hatten.
Spekulationen über Folter
Indes wird darüber spekuliert,
dass Saidi in der Haft gefoltert wird. Sein Anwalt hat nämlich auch ein
Besuchsrecht bei seinem Mandanten eingefordert, um sich von dessen
Gesundheitszustand überzeugen zu können. Saidis Bruder Durgham hatte gesagt,
der 29-Jährige sei von irakischen Sicherheitskräften misshandelt und mit
einem gebrochenen Arm und gebrochenen Rippen ins Krankenhaus eingeliefert
worden.
Der Journalist sei "bei bester Gesundheit", sagte hingegen Untersuchungsrichter Kenani. Er habe bei seinen Vernehmungen am Dienstag und am Mittwoch nicht den Eindruck gehabt, dass Saidi einen Armbruch erlitten habe. In seinem Gesicht seien jedoch Spuren von Schlägen zu sehen gewesen.
Entschuldigung bei irakischem Regierungschef
Der Schuhwerfer von
Bagdad hat den irakischen Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki laut einem
arabischen Medienbericht um Verzeihung gebeten. Der Journalist mit Namen
Montasser al-Saidi habe Bedauern über seine "hässliche Tat" geäußert,
berichtete der TV-Sender Al-Arabiya am Donnerstagabend. Er habe Al-Maliki
gebeten, ihm zu verzeihen "wie einem Sohn, der seinen Vater um Vergebung
bittet."