Der Anbau von Genmais wird in Deutschland bis auf weiteres verboten. Es gebe berechtigten Grund zu der Annahme, "dass der genetisch veränderte Mais der Linie MON 810 eine Gefahr für die Umwelt darstellt", sagte die deutsche Ministerin Ilse Aigner.
Bei ihrer Entscheidung stützte sich die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf neueste Studien aus Luxemburg, die Schäden für andere Land-und Wasserorganismen wie Schmetterlinge und Marienkäfer nahelegen. In Österreich wurde die Entscheidung mit Applaus aufgenommen, schließlich bekommt die heimische Anti-GVO-Position damit neuen Rückenwind in Brüssel.
Mehr Sicherheitsforschung
Mit dem Verbot sei jeder Anbau und
jeder weitere Verkauf von Saatgut oder Mais dieser Art unzulässig, erklärte
die Aigner. Sie betonte, dass es sich um eine Einzelfallentscheidung und
nicht um eine Grundsatzentscheidung zum künftigen Umgang mit grüner
Gentechnik handle. Vor dem weiteren Anbau von Genmais müsse die
Sicherheitsforschung verstärkt werden.
Österreich ist Vorreiter
Die Ministerin verwies zur
Begründung ihrer Entscheidung auch auf die Tatsache, dass die
EU-Mitgliedstaaten Österreich, Ungarn, Frankreich, Griechenland und seit
kurzem Luxemburg genmanipulierten Mais von Monsanto verboten haben. Sie habe
sich "mehr an der internationalen Szene orientiert", sagte Aigner. Wegen der
Verbote hat der Hersteller, der US-Saatgutkonzern Monsanto, bisher nur gegen
Frankreich geklagt.
Berlakovich erfreut
Der österreichische Landwirtschaftsminister
Nikolaus Berlakovich (V) begrüßte den Schritt am Dienstag und sah darin eine
Bestätigung der heimischen Linie. Er erneuerte auch die österreichische
Forderung nach mehr Handlungsspielraum für die Mitgliedstaaten bei der
Zulassung von Gentech-Pflanzen. Die EU-Kommission will die Entscheidung
prüfen und sich dann entsprechende Schritte überlegen.
Österreich kämpft weiter
Mit dem Verbot erhält auch die
österreichische Bundesregierung in ihren Bemühungen um ein weiteres
Anbauverbot des umstrittenen Genmaises Unterstützung aus Berlin. Ein
Kurswechsel Deutschlands in dieser Frage hatte sich bereits Anfang März
abgezeichnet, als der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel gemeinsam mit
Österreich und anderen EU-Staaten gegen einen Antrag der EU-Kommission
stimmte, mit dem das heimische Anbauverbot für die Gensorten MON810 und T25
gekippt hätte werden sollten.
Studienergebnisse
Die neueren Studien aus Luxemburg haben laut
Experten aus Aigners Ministerium unter anderem ergeben, dass die Larven von
Zweipunktmarienkäfern eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen, wenn sie mit
dem Genmais in Berührung kommen. Auch breiten sich die Pollen demnach weiter
aus als bisher angenommen. Offen blieben noch Fragen, wie giftig der Genmais
für Schmetterlinge sei und wie das Gift im Erbgut von MON 810 im Boden
abgebaut werde.
Gifte
Aigner hatte über Ostern mehrere Studien ausgewertet. Die
Zeit für eine Entscheidung drängte, weil Ende April die Maisaussaat beginnt.
Das Erbgut des seit 1998 in der Europäischen Union zugelassenen Maises ist
so verändert, dass die Pflanzen ständig ein Schädlingsgift produzieren.
Während Monsanto argumentiert, dass deswegen keine Pestizide auf Feldern mit
MON 810 versprüht werden müssen, fürchten Kritiker weitreichende Folgen für
die Umwelt.
Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland auf rund 4.000 Hektar Genmais angebaut. Das entspricht etwa 0,2 Prozent des Maisanbaus. Für 2009 waren 3.700 Hektar angemeldet worden.