Unruhen
Ausschreitungen in Athen nach Tod eines Teenagers
07.12.2008
Die Ausschreitungen sind die schwersten in Griechenland seit vielen Jahren. Der Innenminister bot seinen Rücktritt an.
Bei den schweren Unruhen in Griechenland sind nach Behördenangaben bisher 34 Menschen verletzt worden. Eine Frau habe eine schwere Kopfverletzung erlitten, hieß es am Sonntag weiter. Fernsehsender berichteten von mindestens fünf weitere Personen, die in Krankenhäusern behandelt würden. In Athen nahm die Polizei mindestens 13 Menschen fest, mehrere davon wegen Plünderungen.
Die Proteste dauerten den zweiten Tag an, nachdem am Samstag ein 15-Jähriger durch Schüsse eines Polizisten gestorben war. Der Jugendliche soll zu einer Gruppe gehört haben, die ein Polizeiauto mit Steinen beworfen hatte. In Athen und Patras, dem nordgriechischen Thessaloniki und auf den Ferieninseln Kreta und Korfu lieferten sich Tausende Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Allein in der Hauptstadt gingen mehr als 30 Geschäfte und ein Dutzend Banken in Flammen auf.
Am Abend zogen sich in Athen mehr als 1000 Protestierer auf das Gelände der Universität zurück, das die Polizei nicht betreten darf. Auch in Thessaloniki warfen Demonstranten Brandsätze auf die Polizei, setzten eine Bank in Brand und verwüsteten Geschäfte.
Wegen des Todes des 15-Jährigen wurden zwei Polizisten festgenommen. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, einem von ihnen werde einem 37-jährigen Beamten vorsätzliche Tötung zur Last gelegt und dem anderen Beihilfe dazu.
Rücktrittsangebot abgelehnt
Ministerpräsident Kostas
Karamanlis sprach der Familie des Opfers sein Beileid aus. Ein
Rücktrittsangebot des Innenministers lehnte er ab. Die linke
Oppositionspartei Pasok verurteilte das Geschehene und sah die Schuldigen
bei den "Verantwortlichen in Politik und Polizei".
Erinnerungen werden wach
Der Fall des 15-Jährigen ruft in
Griechenland Erinnerungen an den Tod von Michalis Kaltezas wach, der 1985
als 15-Jähriger ebenfalls im Viertel Exarchia während einer Demonstration
von einem Polizisten erschossen wurde. Sein Tod war über mehrere Jahre
hinweg Anlass für Zusammenstöße zwischen der Polizei und linksextremen
Jugendgruppen gewesen. In dem Viertel geraten linksextreme Gruppen und die
Ordnungsmacht immer wieder aneinander. Auch diesmal breitete sich die
Protestwelle von dem Tatort aus aus.