Es war eine historische Geste. Ministerpräsident Kevin Rudd entschuldigte sich bei den australischen Ureinwohnern.
Mit einer als historisch gewerteten Geste hat sich Australien bei den Ureinwohnern des Landes für die langjährige unwürdige und erniedrigende Behandlung entschuldigt. Das Parlament verabschiedete am Mittwoch bei seiner konstituierenden Sitzung auf Vorschlag der neuen Regierung von Ministerpräsident Kevin Rudd einmütig eine entsprechende Resolution.
Gefühlsbetonte Rede
In einer gefühlsbetonten Rede
appellierte Rudd vor der Abstimmung an die Abgeordneten, der Entschließung
zuzustimmen. Zugleich entschuldigte er sich im Namen der Regierung gesondert
bei den Ureinwohnern. "Es tut mir Leid", sagte er an die Aborigines
gerichtet. Die Abgeordneten und Vertreter der Aborigines applaudierten dem
Ministerpräsidenten nach der Rede stehend.
"Wir entschuldigen uns für die Gesetze und die Politik der aufeinanderfolgenden Parlamente und Regierungen, die unseren australischen Mitbürgern großen Schmerz, Leid und Schaden zugefügt haben", heißt es in der Erklärung an die Aborigines, in der das jahrzehntelange staatliche Unrecht gegen die Ureinwohner anerkannt wird. "Und für die Erniedrigung und Herabsetzung, die einem stolzen Volk und einer stolzen Kultur zugefügt wurden, sagen wir Entschuldigung."
Entschuldigung an Aborigines-Kinder
Die Entschuldigung richtet
sich auch an die tausenden Aborigines-Kinder, die jahrzehntelang zwangsweise
der staatlichen Fürsorge unterstellt wurden, um ihre Assimilierung in die
von den Weißen dominierte australische Gesellschaft zu erreichen. "Für den
Schmerz und das Leid dieser Gestohlenen Generation, ihrer Nachfahren und
ihrer zurückgelassenen Familien sagen wir Entschuldigung", heißt es in dem
Text. Statistiken zufolge wurden zwischen 1910 und den 70er Jahren des
vorigen Jahrhunderts etwa 100.000 Kinder ihren Eltern weggenommen.
Erstmals Aborigines bei Eröffnung der Sitzungsperiode
Zur
Verabschiedung der Erklärung am Mittwoch wurden gut 100 ihrer
Führungspersönlichkeiten offiziell eingeladen. Am Dienstag waren erstmals
Aborigines zur feierlichen Eröffnung der neuen Sitzungsperiode des
Parlaments nach Canberra eingeladen worden. Dies gilt als Eingeständnis,
dass die Hauptstadt auf Grund und Boden steht, der den Aborigines von den
europäischen Siedlern schlicht weggenommen wurde.
Derzeit leben rund 450.000 Aborigines in Australien. Sie gehörten zu den Ärmsten unter den 21 Millionen Australiern. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist um 17 Jahre niedriger als die ihrer Landsleute.