Tausende versammelten sich am Sonntag wieder auf dem Platz.
Nach dem Rückzug der Armee hat die Opposition in Bahrain den Perlenplatz in der Hauptstadt Manama wieder zum Zentrum ihrer Proteste gemacht. Tausende Menschen versammelten sich am Sonntag auf dem Platz und forderten erneut den Rücktritt der Regierung. Dem Dialogangebot von Kronprinz Salman bin Hamad al-Chalifa stand die Opposition weiter skeptisch gegenüber.
Armee zieht sich zurück
Die Armee gab am Samstag den Perlenplatz wieder frei, den die Sicherheitskräfte in der Nacht zum Donnerstag gewaltsam geräumt hatten. Sofort versammelten sich dort Hunderte Demonstranten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. An einem Zugang zu dem Platz setzten die Sicherheitskräfte kurzzeitig Tränengas ein, konnten die Demonstranten aber nicht daran hindern, weiter auf das Gelände zu drängen. Viele Anhänger der Protestbewegung verbrachten auf dem Perlenplatz die Nacht in Zelten, die Lage blieb ruhig.
Die mehrheitlich schiitische Bevölkerung Bahrains bemängelt Diskriminierungen und fordert von der sunnitischen Herrscherdynastie unter König Hamad bin Issa al-Chalifa Reformen. Bei der Niederschlagung der Proteste in der vergangenen Woche waren sechs Menschen ums Leben gekommen, Dutzende Menschen wurden verletzt. Kronprinz Salman hatte daraufhin den Rückzug der Armee angeordnet und der Protestbewegung einen Dialog angeboten.
Opposition skeptisch
Die Opposition bewertete die Offerte am Sonntag weiter kritisch. Die wichtigste schiitische Bewegung Al-Wefak forderte erneut den Rücktritt der Regierung. Die Verantwortlichen für das "Massaker" an den Demonstranten müssten zur Verantwortung gezogen werden, sagte der Chef der Parlamentsfraktion von Al-Wefak, Abdel Jalil Chalil Ibrahim. Seine Bewegung werde sich einem Dialog aber nicht verweigern, wenn die Rahmenbedingungen stimmten.
Generalstreik abgewendet
Angesichts des Rückzugs der Armee vom Perlenplatz zog der Gewerkschaftsverband in Bahrain am Sonntag seinen Aufruf zu einem unbefristeten Generalstreik wieder zurück. Das Recht auf friedliche Demonstrationen werde wieder gewährleistet, teilten die Gewerkschaftler mit.
EU-Außenministerin Catherine Ashton forderte einen "unverzüglichen Beginn" des Dialoges zwischen der politischen Führung und der Opposition. Zugleich rief Ashton die Führung des Landes auf, "die Menschenrechte einschließlich der Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu achten".
US-Präsident Barack Obama verurteilte in einem Telefonat mit Bahrains König den Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten. Obama habe "die Regierung Bahrains gedrängt, Zurückhaltung zu zeigen sowie die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte das Weiße Haus. Der Präsident habe betont, dass die Stabilität des Königreichs von der Einhaltung der Bürgerrechte und der Umsetzung von Reformen abhänge. In dem Golfstaat Bahrain befindet sich das Hauptquartier der Fünften US-Flotte, die eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Handelswege in der für die USA strategisch bedeutsamen Region spielt.