Karrierediplomat

Ban als Annan-Nachfolger nominiert

08.10.2006

Der UNO-Sicherheitsrat hat Südkoreas Außenminister offiziell als Generalsekretär vorgeschlagen. Nun ist die Vollversammlung am Zug.

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© (c) AFP
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Die jahrzehntelange Diplomatenkarriere von Ban Ki Moon wird bald ihre Krönung erfahren: Der südkoreanische Außenminister wird demnächst zum Nachfolger von UNO-Generalsekretär Kofi Annan gewählt werden, nachdem er am Montag vom Weltsicherheitsrat offiziell als Kandidat für die Nachfolge Annans nominiert wurde. Gemäß der UNO-Charta wählt zwar die UNO-Vollversammlung den Generalsekretär, die Empfehlung dafür kommt aber vom Sicherheitsrat. Annan scheidet Ende Dezember nach zehn Jahren aus dem Amt. Wie Annan gilt auch Ban als eher sanfte Natur. Doch der 62-Jährige kann resolut werden, wenn es gilt, Ziele umzusetzen: "Er ist wie eine eiserne Hand im Samthandschuh", charakterisierte der südkoreanische Außenamtssprecher Ko Ki Seok kürzlich seinen Chef.

UNO-Reform als Ziel
Als eines seiner wichtigsten Ziele nennt Ban die Reform der Vereinten Nationen. "Die UNO leidet unter ihrer Unfähigkeit, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen" , kritisiert er. Die Vereinten Nationen müssten "weniger versprechen und mehr leisten". Als Kandidat für den Posten des Generalsekretärs punktete Ban auch mit dem schwierigen Thema Nordkorea: "Meine Wahl zum UNO-Generalsekretär könnte eine friedliche Beilegung der Atomkrise mit Nordkorea erleichtern", warb der Außenminister für sich. Sollte er zum nächsten Chef der Organisation gewählt werden, liegt eine große Aufgabe vor ihm. Seine langjährige Erfahrung mit UNO-Themen dürfte ihm dabei zugute kommen. Während seiner bisher 36-jährigen Diplomatenlaufbahn hatte er rund zehn Jahre mit der Weltorganisation zu tun.

Ban Ki Moon wurde am 13. Juni 1944 während des Endes der japanischen Besatzung der Koreanischen Halbinsel als Kind von Bauern geboren. 1970 trat er im Alter von 26 Jahren in den diplomatischen Dienst seines Landes ein. In der Tasche hatte er einen Abschluss in "Internationale Beziehungen" der besten Universität seines Landes, der Nationaluniversität in Seoul, und ein Diplom in "Öffentlicher Verwaltung" der Kennedy School of Governance an der US-Eliteuniversität Harvard. Von 1978 bis 1980 war er erster Sekretär der südkoreanischen Vertretung bei den Vereinten Nationen; es folgten drei Jahre als Verantwortlicher für die UNO im südkoreanischen Außenministerium.

Botschafter in Wien
Zu Österreich hat der wahrscheinliche neue UNO-Generalsekretär besondere Beziehungen: Der einzige bilaterale Botschafterposten, den er bekleidete, führte ihn nach Wien, wo er in den Jahren 1998 bis 2000 sein Land vertrat. Im November 2001 wurde er mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet - für seinen Beitrag zur Festigung der bilateralen Beziehungen, aber vor allem auch für seinen Einsatz bei den internationalen Organisationen in Wien. Während seiner Amtszeit in Österreich wurde Ban auch zum Vorsitzenden der Vorbereitenden Kommission für die Organisation des Atomtestvertrages (CTBTO) gewählt.

2001 wurde Ban für zwei Jahre UNO-Botschafter; außerdem leitete er das Büro des damaligen Vorsitzenden der 56. UNO-Vollversammlung, des Südkoreaners Han Seung Soo. Als Chefberater in außenpolitischen Fragen von Präsident Roh Moo Hyun war Ban intensiv mit den Sechs-Nationen-Gesprächen befasst, die Nordkorea von seinem umstrittenen Atomprogramm abbringen sollen, derzeit aber auf Eis liegen - das Thema hat aber vor dem Hintergrund des Atombombentests vom Montag allerhöchste Brisanz.

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