Seit Monaten streiten Russland und die Ukraine um unbezahlte Gasrechnungen. Barroso fordert beide Länder auf, ihre Verlässlichkeit zu Beweisen.
Im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine hat EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso beide Länder aufgefordert, ihre Verlässlichkeit als Energie-Lieferanten der Europäischen Union unter Beweis zu stellen. Er hoffe, dass die Verhandlungen über eine Lösung des Vertragsstreits fortgesetzt würden, sagte Barroso dem "Hamburger Abendblatt". Es sei "sowohl im Interesse der Ukraine als auch Russlands", als verlässlicher Lieferanten der EU zu gelten.
Reduktion um 75 Prozent
Russland hat die Gaslieferungen an die
Ukraine um 75 Prozent reduziert. Das berichtete das staatliche russische
Radio am Donnerstag unter Berufung auf den Ingenieur einer Pumpstation. Es
würden nur noch 400.000 Kubikmeter pro Stunde an die ukrainischen
Verbraucher gepumpt statt der bisherigen 1,6 Mio. Kubikmeter, heißt es. Die
Verhandlungen über ein neues Lieferabkommen waren am Vortag abgebrochen
worden.
2,1 Mrd. Dollar Schulden
Die Ukraine habe die ausstehenden
Rechnungen über 2,1 Mrd. Dollar (1,8 Mrd. Euro) nicht bezahlt, sagte
Gazprom-Vorstandschef Alexej Miller am Mittwoch. Daher würden die
Gaslieferungen am Neujahrstag vollständig eingestellt. "Die
Gesamtverantwortung für die Situation liegt auf der ukrainischen Seite",
sagte Miller.
Der staatliche ukrainische Gasversorger Naftogaz hat erklärt, dass 1,5 Mrd. Dollar der Schulden bezahlt worden seien. Dieser Betrag sei an den russisch-ukrainischen Gashändler Rosukrenergo in der Schweiz überwiesen worden, erklärte ein Naftogaz-Sprecher. Damit sei die gesamte Schuld beglichen worden, sagte der Sprecher Valentyn Semljanski.
Gaslieferungen nach Westeuropa nicht beeinträchtigt
Beide
Seiten versicherten, dass die Gaslieferungen an Westeuropa nicht
beeinträchtigt würden. Gazprom-Vorstandschef Miller sagte, sein Unternehmen
werde seinen Verpflichtungen an die Kunden in der EU in vollem Umfang
nachkommen. Der energiepolitische Regierungsberater der Ukraine, Bogdan
Sokolowski, versprach, die Ukraine garantiere den ungehinderten Transport
von russischem Erdgas nach Westeuropa. Der größte Teil dieser Lieferungen
erfolgt über Leitungen, die auf dem Territorium der Ukraine liegen. Bei
einem ähnlichen Streit war es im Jänner 2006 zu Kürzungen bei der Versorgung
von Erdgas aus Russland gekommen.