Im Rennen um das Präsidentenamt in Frankreich hat UDF-Kandidat Bayrou den Rechtsextremisten Le Pen überholt.
Im Rennen um die französische Präsidentschaft hat sich der Kandidat der bürgerlich-liberalen Zentrumspartei UDF, der ehemalige Erziehungsminister Francois Bayrou, überraschend auf den dritten Platz vorgeschoben. Der 55-jährige Bayrou könnte laut einem am Dienstag von mehreren Medien veröffentlichten Umfrageergebnis im ersten Wahlgang am 22. April mit 14 Prozent der Stimmen rechnen, er zog damit deutlich am Chef des rechtsextremen "Front National" (FN), Jean-Marie Le Pen, vorbei.
2002 Stichwahl gegen Chirac
Bei der Präsidentenwahl 2002 war
Bayrou auf 6,84 Prozent der Stimmen gekommen, während Le Pen mit 16,86
Prozent den Sozialisten Lionel Jospin überflügeln konnte und in die
Stichwahl gegen Amtsinhaber Jacques Chirac gelangte.
Bayrou hofft nun auf eine Wende im Wahlkampf, der auf ein Duell zwischen der Sozialistin Ségolène Royal und dem Chef der konservativen UMP, Innenminister Nicolas Sarkozy, hinauszulaufen schien. Royal und Sarkozy haben laut der Umfrage des Instituts LH2 mit 29 bzw. 31 Prozent im ersten Wahlgang weiter einen großen Vorsprung.
Liberales Gegengewicht
"Diesmal suchen die Wähler die Alternative
in der Mitte", sagte der Chef der "Union pour la Démocratie Francaise", die
1978 zur Unterstützung des damaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard
d'Estaing als liberales Gegengewicht zu den Gaullisten gegründet worden war.
Ein großer Teil der UDF um den heutigen Außenminister Philippe Douste-Blazy
schloss sich 2002 der neuen UMP an.
Bayrous Analyse wird vom Direktor des Meinungsforschungsinstitutes LH2 geteilt. Bayrou profitiere davon, dass sich Royal und Sarkozy zunehmend mit gegenseitigen Tiefschlägen zusetzten, sagte er der Zeitung "20 Minutes". Der Trumpf des UDF-Chefs: Er verkörpere einen gesellschaftlichen Konsens und zugleich den Protest gegen das Duo Royal-Sarkozy.