47. Geburtstag
Berlin gedachte Bau der Mauer
13.08.2008
Berlin hat am Mittwoch an den Bau der Mauer vor 47 Jahren erinnert. Es wurde der Opfer an der Grenze zwischen der DDR und BRD gedacht.
Bundestagspräsident Norbert Lammert rief dazu auf, die Erinnerung an die Teilung Deutschlands und ihre Opfer wach zu halten. "Diese Mauer ist auch nach ihrer Überwindung ein Symbol entsetzlicher politischer Verirrung und damit verbunden mit vielen menschlichen Tragödien", sagte Lammert. Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, und dem Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, legte er Kränze an der Gedenkstätte Berliner Mauer nieder.
Die Mauer hat Berlin in der Zeit vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 geteilt. Sie war eines der bekanntesten Symbole für den Kalten Krieg und die deutsche Teilung. Lammert sagte, das Interesse junger Menschen an der Geschichte Deutschlands nehme wieder zu. "Wir müssen alles tun, das Informationsbedürfnis nach Kräften zu befördern." Damit bezog sich der CDU-Politiker auch mit Blick auf eine Untersuchung, die großes Unwissen bei Schülern in Ost und West über die DDR offengelegt hatte.
"Durchaus fragwürdiges Ereignis"
Lammert
bedauerte, dass die Mauer, die die Stadt 28 Jahre lang geteilt hatte, nach
der Wende nahezu restlos abgerissen wurde. Es sei ein "durchaus fragwürdiges
Ergebnis" der Freude über die Wiedervereinigung, "dass im Herzen der Stadt
ein authentischer Beleg über die Mauer und was sie bedeutet hat, fehlt".
Unterdessen ging die Diskussion über die tatsächliche Zahl der Opfer von Mauer und Stacheldraht weiter. Das "Mauermuseum - Museum Haus am Checkpoint Charlie" veröffentlichte doppelseitige Anzeigen mit Namen von Menschen, die bei Fluchtversuchen ums Leben kamen. Das private Museum geht von 222 Opfern allein an der Berliner Mauer aus. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und die Gedenkstätte Berliner Mauer hatten kürzlich die Zahl von mindestens 136 Menschen genannt. Lammert sagte dazu: "Dieser Streit ist, was die Anzahl betrifft, nach meiner Einschätzung ebenso unnötig wie unwürdig. Jedes Opfer ist eins zu viel."
Der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher hält indes die geistige Einheit von Ost- und Westdeutschland 19 Jahre nach dem Mauerfall für weit fortgeschritten. "Vor allem die junge Generation lebt im Bewusstsein, dass die Vergangenheit der Eltern und Großeltern Trennung bedeutete", sagte Genscher der Zeitschrift "P.M. History". Es gebe aber noch Probleme: "40 Jahre einer getrennten Entwicklung kann man nicht über Nacht ungeschehen machen."
Dankbarkeit für Wiedervereinigung
Die Wiedervereinigung
erfülle ihn persönlich mit großer Dankbarkeit, sagte der FDP-Politiker: "Das
alles kam nicht von selbst und ist auch nicht eine Laune der Geschichte im
Jahre 1989 gewesen, wie das gelegentlich dargestellt wird." In Wahrheit sei
es ein langer und schwerer Weg zur Einheit Deutschlands und Europas gewesen.
Die persönliche Sternstunde des damaligen Außenministers war nach eigenen Worten seine Ansprache an die DDR-Bürger in der Prager Botschaft am 30. September 1989. "Es erfüllt mich auch heute noch mit derselben Emotionalität und derselben Dankbarkeit wie vor 19 Jahren", sagte Genscher und fügt hinzu: "Im Grunde haben die Botschaftsflüchtlinge mit ihrem Willen, Freiheit für sich selbst zu bekommen, Geschichte geschrieben." In Prag sei der Mauer der entscheidende schwere Schlag versetzt worden.