Die Piratenpartei erreicht fast 9%, die FDP erleidet die nächst Schlappe.
Die deutsche SPD schließt das Superwahljahr 2011 mit einem weiteren Triumph ab: Klaus Wowereit kann in Berlin weiterregieren. Die Sozialdemokraten haben die Abgeordnetenhauswahl am Sonntag trotz leichter Verluste klar gewonnen. Die Koalition aus SPD und Linken aber ist nach zwei Legislaturperioden abgewählt. Die FDP flog schon zum fünften Mal in diesem Jahr aus einem Landtag. Der Piratenpartei gelang dagegen mit dem souveränen Einzug ins Parlament ihr bisher größter Erfolg. Deutliche Zugewinne der Grünen und ein schlechtes Ergebnis der Linken ermöglichen eine rot-grüne Koalition. Allerdings liegt sie nur um einen Sitz über der absoluten Mehrheit. Eine große Koalition mit der CDU, die leicht zulegte, hätte dagegen elf Mandate mehr als nötig.
Damit setzte sich auch in Berlin der Trend gegen die im Bund regierende schwarz-gelbe Koalition fort, den vor allem die FDP mit ihren desaströsen Wahlergebnissen zu verantworten hat. Für sie hat sich bisher weder die Ablösung von Guido Westerwelle als Parteichef durch Philipp Rösler ausgezahlt, noch die eurokritische Debatte, die auch beim Koalitionspartner CDU auf Ablehnung stieß.
Amtliches Endergebnis
Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kommt die SPD auf 28,3 Prozent (minus 2,5). Die CDU wird zweitstärkste Kraft mit 23,4 Prozent (plus 2,1). Dahinter liegen die Grünen mit 17,6 Prozent (plus 4,5), die Linke mit 11,7 (minus 1,7) und die FDP mit 1,8 (minus 5,8). Die Piratenpartei kommt mit 8,9 Prozent aus dem Stand heraus sicher über die Fünf-Prozent-Hürde.
Im neuen Abgeordnetenhaus verfügt die SPD über 47 Sitze, die CDU stellt künftig 39 Abgeordnete. Die Grünen entsenden 29 Parlamentarier, die Linke 19. Die Piratenpartei zieht mit 15 Abgeordneten in das Parlament ein, mehr Kandidaten hatte sie auch gar nicht zur Verfügung.
Die Wahlbeteiligung lag mit 60,2 Prozent über dem Wert von 2006 (58,0). Zur Wahl aufgerufen waren 2,47 Millionen Bürger. Parallel zum Landesparlament wurden auch die Kommunalvertretungen neu bestimmt.
Dritte Amtszeit für Wowereit
Die SPD war damit auch in der letzten der sieben Landtagswahlen in 2011 erfolgreich. Wowereit steht vor einer dritten Amtszeit. Die FDP mit ihrem Spitzenkandidaten Christoph Meyer verpasste mit dem schlechtesten Ergebnis dieses Jahres den Wiedereinzug und ist jetzt nur noch in elf Landtagen vertreten. Die CDU unter Frank Henkel erholte sich leicht und setzte so einen versöhnlichen Schlusspunkt unter das von vielen Pleiten geprägte Superwahljahr.
Grüne wollen in Regierung
Die Grünen erzielten ihr bisher bestes Ergebnis in Berlin, können aber allenfalls Juniorpartner der SPD werden. Spitzenkandidatin Renate Künast, die sich wegen exzellenter Umfragewerte lange Zeit Hoffnung auf den Posten des Regierungschefs gemacht hatte, hat angekündigt, dass sie in diesem Fall Chefin der Bundestagsfraktion bleiben will. Die Linke muss mit ihrem zweitschlechtesten Berlin-Ergebnis seit der Wiedervereinigung wieder in die Opposition. Die Piratenpartei ist nun erstmals in einem Landesparlament vertreten.
Die Grünen forderten eine Regierungsbeteiligung. "Wir wollen die Zukunft Berlins organisieren", sagte Spitzenkandidatin Künast. Ihre Partei wolle in Koalitionsverhandlungen mit der SPD grüne Inhalte durchsetzen. "Wir wollen gegenüber der SPD nicht als einfacher Ersatz für die Linken bereitstehen." Auch Grünen-Bundeschef Cem Özdemir plädierte für Rot-Grün: "Wowereit muss entscheiden: Will er Veränderung oder will er Stillstand haben."
"Historischer Tag" für Piraten
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe forderte die SPD auf, rot-roten Bündnissen endlich eine klare Absage zu erteilen. "Die Menschen wollen nicht, dass Mauerbau-Verharmloser, Kommunismus-Nostalgiker und Diktatoren-Freunde Regierungsverantwortung übernehmen." Für die Grünen habe die "Entzauberung" begonnen. Linke-Spitzenkandidat Harald Wolf räumte ein, dass seine Partei ihr Ziel verfehlt habe. "Wir sind auch gut als Oppositionspartei", sagte der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi. Der Bundesvorsitzende der Piratenpartei, Sebastian Nerz, sagte: "Das ist ein historischer Tag für die Piratenpartei und für Deutschland."
FDP: "Schwerer Weg"
FDP-Spitzenkandidat Meyer sprach von einer "bitteren Niederlage" und machte die Bundespolitik dafür verantwortlich. Der Landespartei sei es im Wahlkampf nie gelungen, sich vom Bundestrend positiv abzusetzen. FDP-Chef Rösler sagte in der ARD-Sendung "Günther Jauch": "Für mich war immer klar, das wird ein schwerer Weg." Auf diesem Weg befinde sich die FDP nun. "Insofern heißt es jetzt, daran weiter zu arbeiten, dass die Ergebnisse besser werden." Persönliche Konsequenzen lehne er ab. "Die Bundespartei steht nicht besonders gut da", räumte der Vizekanzler und Wirtschaftsminister ein.
Auf die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat hat der Wahlausgang keine Auswirkungen.
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20:09 Uhr: FDP-Generalsekretär Christian Lindner hat das Abschneiden seiner Partei bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus als klare Niederlage gewertet. Das Ergebnis sei "ein Tiefpunkt und ein Weckruf zugleich", so Lindner.
19:43 Uhr: Für Grünen-Parteichef Cem Özdemir ist Rot-Grün noch keineswegs fix. Die SPD mit ihrem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit müsse nun entscheiden, in welche Richtung sie Veränderung wolle. "Wir werden der SPD nicht nachlaufen", betont er.
19:22 Uhr: Die Grünen haben sich ebenso zufrieden mit ihrem Stimmenzuwachs von rund fünf Prozentpunkten in Berlin gezeigt. Ihre Spitzenkandidatin Renate Künast räumt zugleich ein, dass nicht alle Ziele erreicht wurden. "Wir haben noch mehr gewollt", sagte Künast. "Aber wir bleiben dran."
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Klaus Wowereit (SPD) gewinnt in Berlin.
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Er geht in eine weitere Amtszeit als Bürgermeister.
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Die Freude bei Piraten-Kapitän Andreas Baum ist groß.
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Immerhin erreicht die Piratenpartei rund 9% ...
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... und zieht damit in den Berliner Landtag ein.
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Auch Frank Henkel von der CDU fühlt sich als Gewinner.
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Als zweitstärkste Partei gelang es den Konservativen eine weitere rot-rote Koalition zu verhindern.
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Zwiespältig fällt die Bilanz der Grünen aus: Zwar haben sie Stimmen gewonnen, aber das Ziel Wowereit abzulösen wurde deutlich verfehlt.
18:58 Uhr: "Wir haben unsere wichtigstes Wahlziel erreicht", erklärt CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel. "Rot-Rot ist abgewählt."
18:52 Uhr: "Das ist ein schöner Tag. Klaus Wowereit hat den Wahlkampf getragen, auch als die Umfragewerte nicht so gut waren", so SPD-Bundesvize Andrea Nahles zum Wahlergebnis.
18:48 Uhr: Hochrechnungen zufolge kann die SPD mit 48 Sitzen rechnen, 2006 waren es noch 53. Die CDU kommt auf 39 Mandate (2006: 37), die Grünen auf 29 Abgeordnete (2006: 23) und die Linke 19 (2006:
23). Die Piraten bekommen demnach 14 Sitze.
18:36 Uhr: Die FDP hat ihre Talfahrt bei der Wahl in Berlin fortgesetzt: Mit ihrem Ausscheiden aus dem Abgeordnetenhaus sind die Liberalen im Superwahljahr 2011 nun aus insgesamt fünf Landtagen geflogen.
18:19 Uhr: Weil eine rot-rote Koalition nicht möglich ist, gilt Rot-Grün als wahrscheinlichste Option.
18:17 Uhr: Etwas andere Zahlen hat die ARD: SPD 29,5%, CDU 23,5%, Grüne 18,0% Linke 11,5%, Piratenaprtei 8,5%, FDP 2,0%. Die Trends bleiben aber die selben.
18:12 Uhr: Die Linkspartei büßt Stimmen und damit auch die Regierungsbeteiligung ein.
18:09 Uhr: Damit muss sich die FDP aus dem Abgeordetenhaus verabschieden. Stattdessen hat die Piratenpartei den Einzug geschafft.
18:00 Uhr: Die erste Hochrechnung des ZDF: SPD 28,5%, CDU 23,0%, Grüne 18,5% Linke 11,5%, FDP 2,0%, Piraten 9,0%, Andere 7,5%.
17:47 Uhr: Bis 18 Uhr haben die 2,47 Millionen Wahlberechtigten noch Zeit, ihre Stimmen abzugeben. Dann werden die 1736 Wahllokale geschlossen und es gibt die ersten Hochrechnungen.
17:39 Uhr: Dennoch steht die Piratenpartei vor dem Einzug ins Abgeordentenhaus. Sie dürften deutlich mehr als fünf Prozent der Stimmen bekommen.
17:18 Uhr: Für Aufsehen sorgte der Spitzenkandidat der Piratenpartei bei seiner Stimmabgabe. Während Amtsinhaber Klaus Wowereit sogar im Anzug erschien, kam Piraten-Boss Andreas Baum in Jeans, Turnschuhen und Sweatshirt.
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17:00 Uhr: Es zeichnet sich eine schwache Wahlbeteiligung ab. Wie Landeswahlleiterin Petra Michaelis-Merzbach am Sonntag mitteilte, gaben bis 12 Uhr 19,1 Prozent der rund 2,5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Bei der Wahl vor fünf Jahren waren es um diese Zeit bereits 22,3 Prozent.