Der Unternehmer soll 30 junge Frauen für Berlusconi rekrutiert haben.
Der mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi befreundete süditalienische Unternehmer Gianpaolo Tarantini bangt eigenen Angaben zufolge um sein Leben, nachdem die Tageszeitung "Corriere della Sera" diese Woche Auszüge seiner Vernehmung durch die Staatsanwälte der süditalienischen Stadt Bari abgedruckt hat. "Ich bin wie ein Informant der Justiz, der den Staatsanwälten die Auftraggeber einiger Morde bekannt gegeben hat und dessen Aussagen von Zeitungen gedruckt werden", sagte der Unternehmer, der für Partys in den Wohnsitzen von Berlusconi junge Frauen angeworben haben soll.
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Tarantini hatte am Freitag den "Corriere della Sera"
wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses und unerlaubter Veröffentlichung von
Dokumenten angezeigt. Tarantini bat um Schutz für sich und seine Familie,
wie er den mit der Justiz zusammenarbeitenden Mafiosi gewährt wird. Gegen
Tarantini laufen Ermittlungen wegen Korruption und Drogenhandels.
30 Mädchen rekrutiert
Der Staatsanwaltschaft in Bari sagte
Tarantini laut den von "Corriere" veröffentlichten Auszügen, dass er bis zu
30 "Image-Mädchen" für etwa 18 Partys in der Villa Berlusconis auf Sardinien
und in dessen Residenz in Rom angeworben habe. Er bekräftigte, dass dem
Regierungschef nicht bekanntgewesen sei, dass einige der Frauen für ihre
Anwesenheit bezahlt worden seien. Er wurde mit den Worten zitiert, einige
Frauen seien auch zu sexuellen Handlungen bereit gewesen, "sollte die
Notwendigkeit aufkommen". Berlusconi hat bestritten, jemals für Sex bezahlt
zu haben. Von der Staatsanwaltschaft lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Monatelange Ermittlungen
Gegen den 35-jährigen Unternehmer laufen
seit Monaten Ermittlungen in Bari. Die Staatsanwaltschaft von Bari will
feststellen, ob Tarantini öfters einflussreichen Persönlichkeiten junge
Frauen vermittelt hat. Die Ermittler vermuten, dass der Unternehmer sich so
politische Begünstigungen für seine Geschäfte im Gesundheitsbereich
sicherte. Der Unternehmer ist Inhaber der Gesellschaft Tecnohospital, die
auf Dienstleistungen im Gesundheitsbereich spezialisiert ist.
Tarantini berichtete auch über seine Kontakte zum ehemaligen Premierminister Massimo D'Alema, den er auch zu einem Abendessen eingeladen habe. D'Alema bestreitet jedoch, Tarantini zu kennen.