Italiens Premier findet 10 an ihn gerichtete Fragen diffamierend. Jetzt klagt er die Zeitung.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mehrere europäische Zeitungen wegen ihrer Berichterstattung über sein Privatleben verklagt. Gerichtsverfahren seien angestrengt in Italien, Frankreich und Spanien, Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini am Freitag. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" und gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abdruckte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigen.
Auch in der Heimat
Berlusconi, seit Monaten gebeutelt durch
Berichte über angebliche Sex-Affären und wilde Partys, geht jetzt auch in
Italien juristisch in die Offensive: Vor einem Gericht in Rom strengt der
72-jährige Milliardär und Medienmogul einen Prozess gegen die linksliberale
Zeitung "La Repubblica" an und fordert eine Million Euro
Schadensersatz. Hintergrund sind die jeden Tag von dem römischen Blatt in
einem Kasten veröffentlichten "zehn Fragen" an den
Regierungschef, die dieser für diffamierend hält. Die Zeitung berichtete am
Freitag selbst über das anstehende Verfahren.
Hier klicken: Das sind die 10 pikanten Fragen
"La Repubblica" will in dem Fragenkatalog etwa wissen, wann Berlusconi die junge Noemi Letizia kennengelernt hat, und ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen gehabt habe oder habe. Was ihn dazu gezwungen habe, über Monate hinweg "nicht die Wahrheit zu sagen" und vier verschiedene Versionen zum "Fall Noemi" zu liefern? Nachgefragt wird auch nach Berlusconis berichteten Treffen mit einem Callgirl und ob ihn das nicht als Regierungschef erpressbar machen könnte. Die zehnte Frage zielt darauf ab, wie es ihm nach alledem gesundheitlich geht.
"Wahre Umstände"
"Erstmals in der Geschichte
der italienischen Medien landen die Fragen einer Zeitung vor dem Richter",
so meinte "La Repubblica" am Freitag ironisch. Berlusconi
argumentiert, die Fragen seien Phrasen, die auch gar keine Antworten
verlangten, sondern "wahre Umstände" suggerieren wollten. Der
72-Jährige hatte wiederholt betont, zwar "kein Heiliger" zu
sein, dabei allerdings keine Beziehungen zu Minderjährigen gehabt und auch
niemals für Sex bezahlt zu haben.