Italiens Premier geht massiv gegen Bericht über seine Sex-Affären vor.
Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, seit Monaten gebeutelt durch Berichte über angebliche Sex-Affären und wilde Partys, setzt seine juristische Offensive gegen italienische Medien fort. Vor einem Gericht in Rom strengt der 72-jährige Milliardär und Medienmogul einen Prozess gegen die linke Zeitung "L'Unita" an. Von der Chefredakteurin des Blattes, Concita De Gregorio, und weiteren vier Journalistinnen, die zwischen Juli und August über Skandale rund um sein Privatleben berichtet bzw. diese kommentiert hatten, forderte Berlusconi zwei Millionen Euro Schadenersatz, wie "L'Unita" mitteilte.
"La Repubblica" bereits verklagt
Die Würde des
Premierministers sei verletzt worden, ließ Berlusconis römischer
Rechtsanwalt Fabio Lepri wissen. Berlusconi hatte vergangene Woche bereits
von der regierungskritischen Tageszeitung "La Repubblica" eine Million Euro
Schadenersatz wegen Berichten über die Skandalwelle verlangt. Er klagte
außerdem mehrere europäische Zeitungen.
Gerichtsverfahren seien in Italien, Frankreich und Spanien angestrengt. Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Nicolo' Ghedini vergangene Woche. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" und gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abdruckte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigten.
Unterschriftensammlung
Inzwischen haben über 200.000 Menschen,
darunter Politiker, Intellektuelle und Künstler, eine Solidaritätserklärung
mit "La Repubblica" nach der Klage Berlusconis unterzeichnet. Die
Unterschriftensammlung wurde von drei angesehenen italienischen Juristen
initiiert. Diese beschuldigen Berlusconi, mit seiner Schadenersatzforderung
die freie Presse einzuschüchtern, um sie zum Schweigen zu bringen, und die
Medienfreiheit in Italien zu gefährden. Eine Großkundgebung zum Schutz der
Pressefreiheit in Italien wird von der italienischen
Journalistengewerkschaft und der Opposition organisiert.