Ermittlungen
Neuerlich Korruptionsgerüchte um Berlusconi
12.12.2007
Der Oppositionschef soll einen Senator zum Übertritt in seine Partei aufgefordert haben, um Prodi zu stürzen.
Der italienische Oppositionschef Silvio Berlusconi bekommt wieder Probleme mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft von Neapel hat wegen mutmaßlicher Korruption Ermittlungen gegen den Politiker und Medienunternehmer eingeleitet, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch. Berlusconi soll dem der Regierungsallianz angehörenden Senator Nino Randazzo den Posten des Vizeministers in einer möglichen neuen Regierung unter seiner Führung angeboten haben, um ihn zum Übertritt ins Oppositionslager zu bewegen. Dies hätte zum Sturz des seit Mai 2006 amtierenden Kabinetts um Romano Prodi führen können, da der Ministerpräsident im Senat über eine Mehrheit von einem einzigen Parlamentarier verfügt.
Telefongespräche abgehört
Laut "Repubblica", die sich
auf abgehörte Telefongespräche stützt, hat Berlusconi Randazzo auch
angeboten, die Kosten seiner Wahlkampagne nach dem Sturz der Regierung Prodi
zu übernehmen. Randazzo, der als Vertreter der Auslandsitaliener gewählt
worden war, lehnte das Angebot ab. Er bestätigte vor den Staatsanwälten,
dass Berlusconi versucht habe, ihn in die Opposition zu bringen. "Berlusconi
sagte mir, es sei alles bereit. Meine Abwesenheit bei einer für die
Regierung entscheidenden Abstimmung im Senat hätte genügt, um die Regierung
Prodi zu stürzen", berichtete Randazzo den Ermittlern.
Korruption im Zusammenhang mit RAI
Berlusconi wird auch der
Korruption im Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Sender RAI
beschuldigt. Er soll Druck auf einen RAI-Manager ausgeübt haben, um vier
jungen Schauspielerinnen Rollen in einigen TV-Serien zu sichern. Eine der
Schauspielerinnen sei ihm von einem Senator der Regierungskoalition
empfohlen worden, auf dessen Stimme Berlusconi gehofft hatte, um die
Regierung Prodi zu stürzen.
"Forza Italia" reagiert entrüstet
Spitzenvertreter
der Berlusconi-Partei Forza Italia sprachen von einem neuen skandalösen
Angriff der regierungsfreundlichen "La Repubblica" gegen den
Oppositionschef. "Auch diese Untersuchung, wird sich wie alle anderen, die
bisher gegen Berlusconi geführt wurden, als Seifenblase erweisen. Man will
Berlusconi als großen Korrupten in Italiens politischem System darstellen.
Die Wahrheit ist, dass Berlusconi das politische System ändern will, und
dagegen wehrt sich die Lobby, die in Italien an der Macht ist", sagte die
Vizepräsidentin der Senatoren der Forza Italia, Maria Elisabetta Casellati.