Silvio ausgepfiffen
Berlusconi nennt Kritiker "Kommunisten"
20.06.2009
Italiens Premier bekommt in der Party-Affäre den Zorn des Wahlvolks zu spüren und beschimpft es dafür.
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, der mit dem Vorwurf konfrontiert ist, Frauen dafür bezahlt zu haben, damit diese zu Partys in seinen Residenzen in Rom und auf Sardinien kamen, bekommt jetzt die Wut der Wählerschaft zu spüren. Bei einer Wahlveranstaltung in Cinisello Balsamo bei Mailand am Freitagabend wurde der Premier von rund 100 Personen heftig ausgepfiffen. "Schande"! Ihr seid nur arme Kommunisten. Geht arbeiten!", reagierte Berlusconi auf die Buh-Rufe empört.
Bilder nicht mehr veröffentlichen
Auch der Garant für den
Schutz der Privatsphäre beschäftigte sich mit dem Fall Berlusconi. Der
Garant beschloss, dass Fotos, die in Berlusconis sardischer Sommerresidenz
Villa Certosa geschossen wurden, nicht veröffentlicht werden dürfen, da
somit die Privatsphäre des Premierministers verletzt würde. Alle anderen
Bilder können gedruckt werden, beschloss der Garant in Bezug auf Fotos, die
der sardische Fotograf Antonello Zappadu zwischen 2006 und 2009 auf
Sardinien geschossen hatte.
Silvio wollte Fotos beschlagnahmen
Berlusconi hatte die
Konfiszierung der rund 5.000 Fotos Zappadus gefordert. Einige seiner Fotos,
in denen Berlusconi mit attraktiven Frauen im Park seiner Luxusvilla zu
sehen ist, waren in den vergangenen Tagen veröffentlicht worden.
Patrizia bekamt 1.000 Euro
Die Affäre rund um Partys und
Prostitution wurden von der 42-jährigen Patrizia D'Addario ausgelöst. Diese
hatte gegenüber den Ermittlern ausgesagt, dass sie vorigen Herbst gemeinsam
mit dem mit Berlusconi befreundeten Unternehmer Giampaolo Tarantini zu zwei
Partys in Berlusconis Privatresidenz Palazzo Grazioli eingeladen worden sei.
Dafür seien ihr 2.000 Euro versprochen worden. Da sie bei Berlusconi nicht
übernachtet hatte, wurden ihr nur 1.000 Euro gezahlt. Sie legte den
Staatsanwälten ein Video vor, das sie in Berlusconis Schlafzimmer in seiner
Privatresidenz in Rom aufgenommen hatte.
Begünstigung der Prostitution?
Weitere vier junge Frauen
wurden am Samstag von der Staatsanwaltschaft von Bari vernommen. Die
Staatsanwalt hat im Zusammenhang mit den Aussagen der Frauen, sie hätten
gegen Bezahlung an Partys von Premier Berlusconi teilgenommen, Ermittlungen
wegen Begünstigung der Prostitution aufgenommen. Die Ermittlungen betreffen
jedoch nicht den Regierungschef, versicherte zumindest dessen Anwalt Nicolo
Ghedini.