Vier Millionen Italiener leben im Ausland - sie bekamen jetzt Post von Silvio Berlusconi. Der Premierkandidat wirbt um ihre Stimmen.
Der italienische Oppositionschef und Premierkandidat Silvio Berlusconi geht im Ausland auf Stimmenfang. Der Medienzar, der bei den Parlamentswahlen in zwei Wochen zum fünften Mal als Premierkandidat antritt, buhlt um die Stimmen der fast vier Millionen Auslands-Italiener. Allen in den Wahllisten eingetragenen Auslands-Italienern schickte Berlusconi einen Brief ins Haus, in dem er für seine "Partei der Freiheit" wirbt. Auch die in Österreich lebenden Italiener, die in den Wahllisten eingetragen waren, erhielten das Schreiben des Oppositionschefs, was jedoch für Proteste sorgte.
"Italiener verarmen"
"Die Linksregierung Prodis hat die
Italiener mit einer Steuerlawine verarmt", kritisierte Berlusconi in dem
Schreiben. Die skandalöse Müllkrise in Neapel habe außerdem dem
internationalen Ansehen Italiens zutiefst geschadet. Die Parlamentswahlen
seien daher eine großartige Gelegenheit, um eine neue politische Phase zu
beginnen, schreibt Berlusconi.
"Mit unserer Regierung, die Italien fünf Jahre lang bis Mai 2006 geführt hat, hat unser Land dank einer soliden Verankerung an die Werte der westlichen Gesellschaft und der EU und dank einer loyalen Allianz mit den USA eine wichtige Rolle in Europa und in der Welt erlangt. Dieses große Ansehen ist leider von der Linksregierung mit seinen Spaltungen und Widersprüchen zerstört worden. Damit hat Italien an Prestige und Glaubwürdigkeit verloren", meinte Berlusconi.
Italien soll international Hauptrolle spielen
Italien müsse
wieder auf dem internationalen Parkett eine Hauptrolle spielen und sein
Potenzial entfalten. "Ich hoffe auf Deine Stimme, um diese neue aufregende
Herausforderung im Interesse aller Italiener und unseres schönen Italiens zu
gewinnen", schreibt Berlusconi.
Der Brief des Ex-Premiers löste für Unmut in den Reihen der Auslands-Italiener aus. "Berlusconi schreibt nur Lügen. Er behauptet, dass unter seiner Regierung zwischen den Jahren 2001 und 2006 Italien auf internationaler Ebene an Gewicht gewonnen hat. Berlusconis Regierung ist wiederholt von internationale Medien kritisiert worden, die sich gefragt haben, ob eine Person dieser Art fähig ist, Italien zu regieren", schrieb eine Gruppe von in London lebenden Italienern am Wochenende an die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Wochenende.
Für Berlusconi könnten sich die Stimmen der Auslands-Italiener als ausschlaggebend erweisen. Sie entsenden nämlich zwölf Abgeordnete und sechs Senatore nach Rom. Bei einem knappen Wahlergebnis könnten die Stimmen der Auslands-Italiener eine entscheidende Rolle spielen.