Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat die Lage der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den Abruzzen mit einem Campingurlaub verglichen.
Am Karfreitag will Italien mit einem Trauergottesdienst der Opfer gedenken. Geleitet wird die Messe von Giuseppe Molinari, dem Bischof der zu großen Teilen zerstörten Stadt L'Aquila. Papst Benedikt XVI. will das Katastrophengebiet nach Ostern besuchen.
Der Bürgermeister von L'Aquila, Massimo Cialente, sagte, es werde ein oder zwei Monate dauern, bis das genaue Ausmaß des Schadens feststehe. Jetzt gehe es zunächst um die Grundbedürfnisse der Überlebenden. In den Zeltstädten gebe es keine Zahnbürsten. "Man findet kein Geschäft, um Zigaretten zu kaufen oder einen Kaffee zu bekommen."
Erstes Opfer beigesetzt
Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien ist das erste Todesopfer beigesetzt worden. In Loreto Aprutino, 45 Kilometer von der zu großen Teilen zerstörten Stadt L'Aquila entfernt, versammelten sich Angehörige und Freunde zur Beerdigung des 24-jährigen Giuseppe Chiavaroli, eines Fußballspielers in der zweiten Mannschaft des AC Florenz
In Adria-Hotels
In einer Zwischenbilanz des verheerenden Bebens sagte der Regierungschef, 10.000 Menschen seien in Hotels an der Adria untergebracht worden, weitere 17.700 Menschen harrten in Zelten aus, die von den Behörden errichtet wurden. Insgesamt wurden demnach fast 28.000 Menschen in der Region obdachlos.
Wie Campingwochenende
Berlusconi ließ aber mit einer höchst eigenwilligen Äußerung aufhorchen. Den in Zeltlagern untergebrachten Menschen fehle es an nichts, sagte er dem Fernsehsender NTV bei einem Besuch vor Ort. Sie hätten warmes Essen und medizinische Versorgung. "Natürlich" sei ihre Unterbringung "absolut provisorisch, aber man muss es eben nehmen wie ein Campingwochenende".
Tag am Meer
Der italienische Regierungschef hat schon am Dienstag einen Appell der besonderen Art an die rund 17.000 Obdachlosen gerichtet. Er riet ihnen, die Zeltlager zu verlassen und in die Hotels an der Adria-Küste zu ziehen, die der Zivilschutz zur Verfügung stellt. "Fahren Sie ans Meer über Ostern, gönnen Sie sich eine Ruhepause, die wir bezahlen werden", sagte Berlusconi.
Suche fortgesetzt
Unter den Toten sind auch vier Studenten, nach denen in einem eingestürzten Wohnheim fieberhaft gesucht wurde. Die Retter gruben seit Dienstagabend nicht mehr mit bloßen Händen in den Trümmern, sondern setzten schweres Gerät ein.
Universitätsrektor Ferdinando Di Orio sagte, die vier Studenten seien wahrscheinlich tot, wenn nicht noch ein Wunder geschehe. Unter den Opfern sind auch drei Ausländer, ein Student aus Griechenland und zwei tschechische Studenten. Innenminister Roberto Maroni sagte, die Suche nach Überlebenden werde voraussichtlich bis zum Sonntag fortgesetzt.
Nachbeben
Bei einem schweren Nachbeben kam nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ANSA am Dienstag mindestens ein Mensch ums Leben. Der Erdstoß in den Abruzzen war noch im 110 Kilometer entfernten Rom zu spüren. Seit Montag wurde die Region von etwa 430 zum Teil starken Nachbeben erschüttert, die unter den Bewohnern große Angst verbreiteten.
Papstbesuch
Papst Benedikt XVI. kündigte während seiner wöchentlichen Generalaudienz in Rom an, bald in die Erdbebenregion reisen zu wollen. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, der Besuch finde voraussichtlich gleich nach Ostern statt. Die Rettungsarbeiten wolle der Papst nicht behindern.