Der italienische Regierungschef empört sich über die Medien. Gegenüber einem Journalisten verlor er die Nerven: "Sie sollten sich schämen!"
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat am Freitag die Skandale über sein Privatleben als "Müll" bezeichnet. "Ich verstehe etwas von Müll. Ich werde auch diesen Müll wegfegen, wie ich bereits in Neapel getan habe", sagte Berlusconi. Berlusconi wird mit dem Vorwurf konfrontiert, Frauen dafür bezahlt zu haben, damit diese zu Partys in seinen Residenzen in Rom und auf Sardinien kamen.
"Sie sollten sich schämen"
Einem italienischen
Journalisten, der ihm auf einer Pressekonferenz Fragen über die Affäre rund
um Partys und Prostitution stellte, antwortete Berlusconi wütend: "Sie
sollten sich schämen! Ich werde diese Fragen nicht beantworten. Ich will im
Ausland nicht über Witze reden", sagte Berlusconi. Er lasse sich von den
Medien nicht stören und arbeite weiter für das Wohl Italiens.
Die oppositionelle Demokratische Partei (PD) verlangt inzwischen, dass der Premierminister vor dem Parlament über die Skandale berichtet, die täglich seit eineinhalb Monaten für Schlagzeilen sorgen. "Wie viele Frauen, Freunde und Angehörige können Berlusconi erpressen?", fragte der Oppositionspolitiker Antonio Di Pietro. Er warnte vor einem moralischen Verfall Italiens und verglich Berlusconi mit dem römischen Kaiser Nero. "Er feiert seine Partys, während Rom brennt", so Di Pietro.
Begünstigung der Prostitution
Die Staatsanwalt der
süditalienischen Stadt Bari hat im Zusammenhang mit den Aussagen von drei
Frauen, sie hätten gegen Bezahlung an Partys von Premier Berlusconi
teilgenommen, Ermittlungen wegen Begünstigung der Prostitution aufgenommen.
Die Ermittlungen betreffen jedoch nicht den Regierungschef, versicherte
dessen Anwalt Nicolo Ghedini. "Selbst wenn die Aussagen der Mädchen zuträfen
- und das tun sie nicht -, wäre Berlusconi nur der Endverbraucher, der von
der Prostitution nichts geahnt hat. Damit hätte er sich nicht strafbar
gemacht", sagte Ghedini am Donnerstag.
Die Affäre rund um Partys und Prostitution wurden von der 42-jährigen Patrizia D'Addario ausgelöst. Diese hatte in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" und vor den Ermittlern berichtet, dass sie im vergangenen Herbst gemeinsam mit dem mit Berlusconi befreundeten Unternehmer Giampaolo Tarantini zu zwei Partys in Berlusconis Privatresidenz Palazzo Grazioli eingeladen worden sei. Dafür seien ihr 2.000 Euro in versprochen worden. Da sie bei Berlusconi nicht übernachtet hatte, wurden ihr nur 1.000 Euro gezahlt.