Mit einem ganzen Dossier will der italienische Premier seiner Noch-Ehefrau Untreue nachweisen.
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat seine Noch-Ehefrau Veronica Lario in Mailand vor einem Scheidungsrichter getroffen. Das Treffen fand nicht im Mailänder Justizpalast, sondern im Sitz der Präfektur statt, um die lauernden Journalisten zu vermeiden, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag.
Angebliche Affäre
Nach dem Treffen kam es zu einem
mehrstündigen Gespräch zwischen den vier Rechtsanwälten Berlusconis und der
Verteidigerin Larios, Cristina Morelli. Laut "Corriere" hätten die
Rechtsanwälte Berlusconis ein umfangreiches Dossier vorgelegt, in dem Lario
vorgeworfen wird, dem Premierminister untreu
gewesen zu sein. In den vergangenen Monaten hatten italienische Medien
über eine Affäre zwischen der 53-jährigen Lario und einem Leibwächter
berichtet. Damit wollten sie die Forderungen Larios abwenden, die von ihrem
Mann 43 Millionen Euro pro Jahr verlangt, das sind 3,5 Millionen Euro im
Monat. Berlusconi habe lediglich 200.000 Euro im Monat angeboten.
Scheidungsklage
Die Ex-Schauspielerin Lario hatte bei einem
Mailänder Gericht eine Scheidungsklage eingereicht, in der sie die Schuld
für das Scheitern der Ehe ihrem Mann zuweist. Damit platzten die Hoffnungen
Berlusconis auf eine freundschaftliche oder zumindest einvernehmliche
Trennung. Kernpunkt des Scheidungsverfahrens ist laut Medienindiskretionen
die Aufteilung des Medienimperiums Berlusconis zwischen seinen fünf Kindern.
Die drei jüngsten Kinder, Barbara, Eleonora und Luigi, stammen aus
Berlusconis Ehe mit Veronica Lario. Die anderen zwei, Marina und Piersilvio,
stammen aus Berlusconis erster Ehe. Veronica Lario will für eine gerechte
Aufteilung des Vermögens unter allen Kindern kämpfen. Sie befürchtet, dass
die ältesten Kinder Berlusconis, die die TV-Holding ihres Vaters leiten,
bevorzugt werden könnten.
Politischer Sturm
Anfang Mai 2009 hatte Veronica Lario einen
politischen Sturm ausgelöst, als sie die Scheidung öffentlich ankündigte und
mit Berlusconis Teilnahme an einer Geburtstagsparty der damals gerade erst
18 Jahre alt gewordenen Schülerin Noemi Letizia begründete. Auch dass
etliche Showgirls und Models von Berlusconis Partei als Kandidatinnen für
die Europawahl aufgestellt wurden, führte sie als Grund an.
Berlusconi hatte erklärt, an seiner Beziehung zu Letizia sei nichts Skandalöses. Ihre Geburtstagsparty habe er besucht, weil er gerade in Neapel gewesen sei. Später wurde der Ministerpräsident auch noch von öffentlichen Aussagen eines Luxus-Callgirls in Bedrängnis gebracht, sie habe nach einer Party eine Nacht mit ihm verbracht. Berlusconi hat das alles als "Müll und Lügen" zurückgewiesen.