Nach Corona-Infektion

"Beschützender Glanz": Trump will nun gegen Coronavirus "immun" sein

11.10.2020

Arzt gab Grünes Licht für Rückkehr in Wahlkampf - Wichtige Fragen zur Gesundheit bleiben unbeantwortet.

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© Screenshot (YouTube)
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Washington - Nach seiner Covid-19-Erkrankung ist US-Präsident Donald Trump nach eigenen Angaben nun "immun" gegen das Coronavirus. Die Immunität sei für ihn wie ein "beschützender Glanz", sagte Trump am Sonntag in einem telefonischen Interview mit dem Sender Fox News. Er fühle sich "fantastisch", sagte Trump. Zuvor hatte sein Leibarzt am Samstagabend erklärt, der Präsident sei nicht mehr ansteckend.
 
Trump, der sich bei der US-Präsidentenwahl am 3. November um eine zweite Amtszeit bewirbt, plant schon von Montag an wieder große Wahlkampfauftritte. Trumps Arzt Sean Conley erklärte, der jüngste Coronavirus-Test habe nach "gegenwärtig anerkannten Standards" gezeigt, dass der Präsident "kein Übertragungsrisiko für andere mehr darstellt". Trump könne nun, rund zehn Tage nach dem Auftreten erster Symptome, gemäß den Kriterien der Gesundheitsbehörde CDC seine freiwillige Quarantäne beenden, erklärte der Arzt.
 
Die Tests im Verlauf seiner Erkrankung hätten eine stets abnehmende Viruskonzentration gezeigt, schrieb Conley weiter. Dass Trump immun sei oder dass ein Corona-Test beim Präsidenten negativ ausgefallen sei, schrieb er jedoch nicht. Es schien daher wahrscheinlich, dass auch der jüngste Test wegen einer geringen Viruskonzentration immer noch positiv war.
 
Der 74-Jährige Trump war nach eigenen Angaben am 1. Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Weiße Haus teilte jedoch nie mit, wann Trumps regelmäßige Corona-Tests zuletzt negativ ausgefallen waren. Er erkrankte an Covid-19 und wurde daher ab 2. Oktober drei Tage in einem Militärkrankenhaus behandelt. Experten gehen davon aus, dass Menschen nach einer überstandenen Corona-Infektion immun sind. Für wie lange, ist aber bisher unklar.
 
Trump habe seit "weit mehr als 24 Stunden" kein Fieber mehr, "alle Symptome" hätten sich "verbessert", schrieb Conley. Der Arzt machte am Samstag aber keine Angaben dazu, welche Symptome bei Trump noch in welchem Maß feststellbar waren. Am Mittwoch hatte Conley berichtet, der US-Präsident sei seit mehr als 24 Stunden "frei von Symptomen".
 
Im Krankenhaus gaben ihm Ärzte unter anderem das antivirale Medikament Remdesivir, Entzündungshemmer und einen experimentellen Antikörper-Cocktail. Die aggressive Behandlung ließ vielen Experten zufolge - entgegen der Darstellung des Weißen Hauses - auf eine ernstere Erkrankung schließen.
 
   Trump warb am Sonntag erneut für die Covid-Behandlung mit dem Antikörper-Cocktail der Biotech-Firma Regeneron. Das Medikament sei keine Behandlungsmethode, sondern ein "Heilmittel" und ein "Wunder", das bald allen zur Verfügung stehen solle.
 
   Die von mehreren Herstellern entwickelten Antikörper-Cocktails sind jedoch noch nicht zugelassen und auf absehbare Zeit auch nur in relativ geringer Stückzahl verfügbar. Kritikern zufolge bewirbt Trump das Mittel, um damit vor der Wahl am 3. November vom Versagen seiner Regierung bei der Eindämmung der Pandemie abzulenken.
 
   Trump hatte am Freitag erstmals einen längeren TV-Auftritt absolviert, am Samstag trat er im Weißen Haus erstmals wieder kurz öffentlich auf. Trump sprach dabei von einem Balkon des Weißen Hauses aus zu mehreren Hundert Anhängern, die sich auf dem Südrasen des Geländes versammelt hatten. Sie trugen zumeist Masken, standen aber relativ dicht gedrängt. "Ich fühle mich toll", sagte Trump unter dem Jubel der Anhänger. Der Republikaner warnte eindringlich vor einem Wahlsieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden. Seine Rede blieb mit weniger als 20 Minuten aber ungewöhnlich kurz: Bei solchen Anlässen spricht Trump sehr oft länger als eine Stunde.
 
   Bidens Programm sei "sozialistisch" oder gar "kommunistisch" und würde das Land in die Krise stürzen, behauptete Trump. Der Präsident liegt in Umfragen gut drei Wochen vor der Wahl allerdings hinter Biden (77), einem früheren Senator und Ex-Vizepräsidenten. Trumps Wahlkampfteam kündigte für Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils einen großen Wahlkampfauftritt des Präsidenten in den bei der Wahl hart umkämpften Bundesstaaten Florida, Pennsylvania und Iowa an.
 
   Trump versprach bei dem Auftritt im Weißen Haus am Samstag erneut, dass die Pandemie bald überstanden sein werde. "Sie verschwindet und die Impfstoffe werden helfen und die Mittel zur Behandlung werden sehr viel helfen", sagte Trump. Das "China-Virus" werde "ein für alle Mal besiegt" werden. Viele Experten halten Trumps Prognosen zur Pandemie aber für viel zu rosig und werfen ihm Versagen vor.
 
   Daten der Universität Johns Hopkins zufolge haben sich in dem Land mit 330 Millionen Einwohnern bisher gut 7,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 214.000 Menschen starben. Zuletzt meldete das CDC wieder mehr als 50.000 Neuinfektionen pro Tag.
 
   Der Streit um ein weiteres Corona-Konjunkturpaket ging unterdessen in die nächste Runde: Die Demokraten im Repräsentantenhaus lehnten einen Kompromissvorschlag der Regierung ab. Das Angebot biete keinen schlüssigen Plan, die Corona-Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Es ziele offenbar darauf ab, Trump vor der Wahl möglichst viel Geld zu verschaffen, über das er nach Gutdünken verfügen könne, kritisierte die Vorsitzende der Parlamentskammer, Nancy Pelosi, am Samstag.
 
   Der Vorschlag der Regierung soll ein Volumen von 1,8 Billionen US-Dollar (1,5 Billionen Euro) haben. Die Demokraten hatten zuletzt ein Paket in Höhe von mehr als 2 Billionen Dollar vorgelegt. Trumps Republikaner wollen Arbeitgebern zudem Immunität für mögliche Corona-Klagen einräumen, was die Demokraten vehement ablehnen.
 
   US-Medien zufolge stieß der jüngste Vorschlag der Regierung auch bei vielen Republikanern im Senat auf Ablehnung. Sie halten das Paket für zu umfangreich. Eine Einigung vor der Wahl schien damit unwahrscheinlich. Der US-Kongress hat seit März bereits Konjunkturpakete in Höhe von rund drei Billionen Dollar auf den Weg gebracht, was gut zehn Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht.
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