Williamson bittet um Vergebung für seine Worte, es habe sich dabei nur um die "Meinung eines Nicht-Historikers" gehandelt.
Der traditionalistische Bischof Richard Williamson von der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat seine Aussagen zum Holocaust, die weltweit große Empörung hervorgerufen hatten, zurückgenommen und beteuert, dass es sich dabei nur um die "Meinung eines Nicht-Historikers" gehandelt habe, die sich auf die Erkenntnisse von vor 20 Jahren gestützt habe, wie die konservative Internet-Plattform kath.net am Donnerstag meldete. "Ich bitte alle, die sich aufgrund meiner Worte aufrichtig entrüstet haben, vor Gott um Vergebung", hieß es in einer Erklärung des Briten Williamson, der am Mittwoch aus Argentinien kommend in London eingetroffen war.
Aussagen neu überdacht
"Der Heilige Vater und mein
Oberer, Bischof Bernard Fellay, haben mich ersucht, die Bemerkungen, die ich
vor vier Monaten gegenüber dem schwedischen Fernsehen gemacht habe, neu zu
überdenke, da deren Folgen sehr schwerwiegend gewesen sind. In Anbetracht
dieser Folgen kann ich wahrheitsgemäß sagen, dass es mir leid tut, diese
Bemerkungen gemacht zu haben, und dass ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich
im Vorhinein um den ganzen Schaden und den Schmerz gewusst hätte, die diese
verursachen würden, besonders der Kirche, aber ebenso den Überlebenden und
den Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich",
erklärte Williamson laut kath.net.
Deutsche Juden weisen Williamsons "Bedauern dritter Klasse" zurück
Als
ein "Bedauern dritter Klasse" hat der Zentralrat der Juden in Deutschland
die vom britischen Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ausgedrückte
Bitte um Vergebung für seine Holocaust-Leugnung zurückgewiesen. "Williamson
zieht seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung ja auch
keineswegs zurück, er bedauert doch nur, dass seine Worte schädlich gewirkt
haben", sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, am
Donnerstag im Gespräch mit dem Düsseldorfer "Handelsblatt" (Online-Ausgabe).
"Nein: Diese durch und durch verkorkste Erklärung von Williamson nimmt leider überhaupt nichts zurück, sie lässt vielmehr den Schluss zu, er halte die Holocaust-Leugnung, die er ja schon seit Jahrzehnten pathologisch auslebt, weiter aufrecht", so Graumann. Der Bischof der Pius-Bruderschaft habe zudem erklärt, seine Meinung sei vor 20 Jahren "aufgrund der damals vorhandenen Beweise" gebildet worden. "Als ob vor 20 Jahren die Existenz des Holocaust in Zweifel gestanden habe", unterstrich der Zentralrats-Vizepräsident.
Skandal-Interview
Er hatte in dem TV-Interview die Behauptung
aufgestellt, dass in nazideutschen Vernichtungslagern nicht sechs Millionen
Juden umgebracht worden seien, sondern maximal 300.000 und kein einziger von
ihnen in Gaskammern. Papst Benedikt XVI. hat im Jänner die Aufhebung der
Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe Bernard Fellay,
Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta
verfügt, die 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt
die Bischofsweihe empfangen hatten. Gleichzeitig wurde die Pius-Bruderschaft
aufgefordert, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen.
Bischof Fellay meinte nun in einem am Donnerstag von der Schweizer Zeitung "Le
Courrier" veröffentlichten Interview, die Forderung nach einer
Anerkennung des Konzils sei der "falsche Diskussionsansatz";
vielmehr müsse der Vatikan die Beschlüsse des Konzils, welches "die
Priesterseminare und Gotteshäuser geleert" und zum Niedergang der
Kirche geführt habe, in Frage stellen.