Gefängnis-Skandal
Blair-Regierung gerät unter Druck
29.01.2007
Der skandalöse Umgang mit Daten und Adressen von 322 verurteilten Sexualstraftätern stürzt Tony Blair in eine schwere Regierungskrise.
Wegen einer schweren Krise im Strafvollzug und bei der Überwachung von Sexual- und Drogenstraftätern gerät die britische Regierung immer weiter unter Druck. Innenminister John Reid, der als Vertrauter des politisch angeschlagenen Premierministers Tony Blair gilt, lehnte Forderungen nach seinem Rücktritt am Montag aber erneut ab.
Täglich neue Einzelheiten
Derweil bringen die Medien fast
täglich neue Einzelheiten der "Verbrecherkrise" ans Licht. So kam jetzt
heraus, dass die Polizei unter teils skandalösen Umständen den Kontakt zu
322 verurteilten Sexualstraftätern verloren hat. Einige hatten als Adresse
"eine Hütte im Wald" oder vage Beschreibungen zu Campingplätzen angegeben.
Nach Medienberichten vom Montag hatte die Polizeigewerkschaft das Innenministerium bereits vor drei Jahren gewarnt, dass sich Sexualverbrecher durch Schlampereien im Polizeiapparat der Überwachung entziehen können. Zuvor war bekannt geworden, dass die Gefängnisse des Inselkönigreichs kurz vor davor stehen, wegen Überfüllung keine neuen Häftlinge mehr aufnehmen zu können. Bis zum Sommer könnte die Zahl der Verurteilten nach Erhebungen der Regierung die Zahl der bereit stehenden Gefängnisbetten weit übersteigen.
Drogenstraftäter reisten ins Ausland
Zudem wurde am
Wochenende bekannt, dass die britische Passbehörde es versäumt hatte, 147
verurteilten Drogenstraftätern Auslandsreisen, darunter in Länder mit
leichter Verfügbarkeit von Rauschgiften, zu untersagen. Gegenüber der
Zeitung "The Guardian" räumte Reid ein, dass sich die Krise durch neue
Enthüllungen noch verschärften könnte. Er sei aber angetreten, das
Innenministerium "zu renovieren" und wolle dies fortsetzen.