Eine Selbstmordattentäterin sprengte sich unter Gläubigen in die Luft.
Inmitten einer Gruppe schiitischer Pilger hat sich am Montag in Bagdad eine Selbstmordattentäterin in die Luft gesprengt und nach Polizeiangaben mehr als 40 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 122 Menschen seien bei dem Anschlag verletzt worden, sagte ein irakischer Polizeisprecher. Er gab die Zahl der Todesopfer mit 41 an, darunter Frauen und Kinder. Krankenhausmitarbeiter bestätigten die Angaben. Wenig später wurde die Opferzahl auf 46 erhöht.
Hunderttausende irakische Schiiten brechen in dieser Woche zur Pilgerfahrt in die Stadt Kerbala auf. Viele von ihnen legen, wie auch die bei dem Anschlag angegriffenen Pilger, den Weg zu Fuß zurück. Anlass ist das Ende der 40-tägigen Trauerzeit nach dem Ashura-Fest zum Todestag des Imams Hussein. Mit dem Tod dieses Enkels des Propheten Mohammed bei der Schlacht von Kerbala im Jahr 680 wurde die Spaltung zwischen der schiitischen und sunnitischen Richtung im Islam besiegelt.
Weitere Anschläge befürchtet
Auf dem Weg nach Kerbala
passieren zahlreiche Schiiten das Bagdader Viertel Shaab, in dem der
Anschlag am Dienstag verübt wurde. Beobachter befürchten bis zum Höhepunkt
der Pilgerfahrt am Freitag weitere Anschläge. Da die Sicherheitsvorkehrungen
bei religiösen Feiern im Irak in der Regel massiv sind, versuchen
Terroristen immer wieder, Pilgermassen auf ihren Anfahrtswegen anzugreifen.
Der Anschlag habe sich bei einem Zelt ereignet, in dem Pilger verköstigt wurden. Augenzeugen beschrieben chaotische Szenen im Anschluss an die Tat. Ein riesiger Feuerball sei inmitten der Pilger zu sehen gewesen, sagte der 35-jährige Rahim Khadhom. Viele Pilger seien blutverschmiert zu Boden gegangen und hätten um Hilfe gerufen. Passanten seien Verletzten beigestanden und sie mit Privatwagen in Krankenhäuser gebracht, sagte Khadhom.
Polizistinnen fehlen
Nach Angaben eines Militärsprechers wurden
die Sicherheitskräfte nach dem Anschlag in Alarmbereitschaft versetzt. Die
Attentäterin habe den Sprengsatz unter ihrem Gewand verborgen, sagte er. Im
Irak gibt es nicht genügend Polizistinnen zur Durchsuchung von Frauen an
Kontrollpunkten.
Während der Wallfahrt und in der Zeit bis zur im März angesetzten Parlamentswahl werden weitere Anschläge befürchtet. Allein in der vergangenen Woche wurden im Irak mehrere Attentate verübt, bei denen zahlreiche Menschen starben. Mutmaßlich sunnitische Aufständische wollen die Wahl verhindern und die von Schiiten geführte Regierung untergraben. Unter dem Diktator Saddam Hussein wurde die religiöse Gruppe der Schiiten - die die Bevölkerungsmehrheit im Irak bilden - unterdrückt. Die neue Welle der Gewalt droht auch die Pläne der USA für einen baldigen vollständigen Abzug aus dem Golfstaat zu gefährden.