Krise
Bolivien, Venezuela legen sich mit den USA an
12.09.2008
Die linksgerichteten Regierungen in La Paz und Caracas haben die US-Botschafter des Landes verwiesen. Die USA reagieren verärgert.
Die innenpolitische Krise in Bolivien hat zu schweren diplomatischen Verstimmungen zwischen den USA und den linksgerichteten Regierungen in La Paz und Caracas geführt. Nachdem bereits die USA und Bolivien den Abzug ihrer Botschafter aus dem jeweils anderen Land angekündigt hatten, forderte am Donnerstagabend auch der venezolanische Präsident Hugo Chávez den US-Botschafter in Caracas, Patrick Duddy, zum Verlassen des Landes auf. Zugleich berief er den venezolanischen Botschafter in Washington ab. Er habe aus Solidarität mit Bolivien gehandelt, so Chávez. "Scheiß-Yankees, geht zum Teufel!", schimpfte der international umstrittene Präsident. "Wir sind ein Volk mit Würde, also fahrt hundertmal zur Hölle!"
Einmischung und Parteilichkeit
Boliviens Präsident Evo Morales
hatte dem US-Botschafter in La Paz, Philip Goldberg, am Mittwoch die
Unterstützung der Opposition - und damit Einmischung und Parteilichkeit -
vorgeworfen und ihn zum Verlassen des Landes aufgefordert. Eine
entsprechende Note ist dem Diplomaten am Donnerstag übergeben worden. Am
Donnerstag erklärte die US-Regierung den Vertreter Boliviens in Washington
ebenfalls zur unerwünschten Person.
Konflikt verschärft sich
Unterdessen verschärfte sich in
Bolivien der Konflikt zwischen Indio-Präsident Morales und den von der
Opposition dominierten Regionen des Landes. Bei gewaltsamen Zusammenstößen
von Anhängern beider Seiten kamen am Donnerstag mindestens neun Menschen ums
Leben. 32 weitere wurden verletzt. Kern des Konflikts ist der Versuch
Morales', den Wohlstand aus dem rohstoffreichen Osten und Süden des Landes
zugunsten der vor allem im westlichen Hochland lebenden und seit
Jahrhunderten benachteiligten Indios umzuverteilen.
Putschversuch in Venezuela
Chávez warnte vor einem Sturz der
Regierung Morales und drohte mit einem Eingreifen. Wie Chávez weiter
mitteilte, habe es kürzlich auch gegen seine Regierung einen Umsturzversuch
gegeben. Mehrere Menschen seien festgenommen worden, darunter frühere und
aktuelle Angehörige der Streitkräfte. Man habe ihn stürzen und ermorden
wollen, versicherte der frühere Oberstleutnant. Hinter dem Komplott stecke
"der Imperialismus", versicherte Chávez in Anspielung auf die USA. "Wir
stehen vor einer neuen imperialistischen Offensive, einer kontinentalen
Offensive in der Karibik, in Bolivien und in Venezuela."