Referendum gewonnen
Boliviens Präsident Morales bleibt im Amt
10.08.2008
Bei der Volksabstimmung waren 56,7 Prozent der Wähler für ihr Staatsoberhaupt. Morales verteilt den Wohlstand zugunsten der Indios um.
Der linksgerichtete bolivianische Präsident Evo Morales hat das Referendum am Sonntag über die Zukunft seiner Regierung offenbar gewonnen und kann bis zum Ende der regulären Amtszeit 2011 im Amt bleiben. Etwa 60 Prozent der Wähler haben für Morales gestimmt.
Verbleib - aber geschwächt
Bei der parallelen Abstimmung
über acht der neun Präfekten des südamerikanischen Landes verfehlte der Chef
des Departements Oruro, der zur Regierungspartei MAS gehörende Luis Alberto
Aguilar, aber die notwendige Mehrheit für einen Verbleib im Amt. Damit würde
Morales nur noch das Departement Potosi kontrollieren, wo sich sein Kandidat
Mario Virreira als Präfekt behaupten konnte. Die Präfekten entsprechen
entfernt den österreichischen Landeshauptleuten.
Keine Konzessionen an die Opposition
Morales, der erste
Indio-Präsident in der Geschichte des Landes, machte bei einer Rede vor
Zehntausenden jubelnden Anhängern am Regierungssitz in La Paz keine
erkennbaren Konzessionen an die konservative Opposition. Die
Verstaatlichungspolitik werde fortgesetzt und ausgeweitet, sagte er.
Zugleich solle die neue Verfassung nun Wirklichkeit werden. "Darin wird auch
Platz für Autonomie sein", sagte er im Hinblick auf die vier oppositionellen
Departements, die sich bei lokalen Referenden im Mai und Juni für eine
weitgehende Autonomie von der Zentralregierung ausgesprochen hatten.
Vor einer neuen Verfassung warnte sein Gegner, der Präfekt des Departements Santa Cruz, Rubén Costas. "Er (Morales) wird in einer Sackgasse landen, wenn er jetzt die Umsetzung der neuen Verfassung betreiben sollte", sagte Costas, der mit 69,6 Prozent im Amt bestätigt wurde. Er kündigte zudem an, dass die Autonomie ausgebaut werde. Gerade die Autonomie-Referenden aber hatte Morales für verfassungswidrig und damit für nichtig erklärt.
Konflikt um Umverteilung von Reichtum
Kern des Konflikts zwischen
der Indio-Mehrheit unter Führung von Morales mit den wohlhabenderen
Nachfahren europäischer Einwanderer ist der Versuch der Regierung, den
Wohlstand aus dem rohstoffreichen Osten und Süden des Landes zugunsten der
vor allem im westlichen Hochland lebenden Indios umzuverteilen. Sie werden
seit Jahrhunderten benachteiligt. Die Gegner der Regierung werfen dem
Indio-Präsidenten Morales vor, er wolle die Indios privilegieren.