Der Sprengsatz detonierte vor der indischen Botschaft.
Bei einem Selbstmordanschlag vor der indischen Botschaft in Kabul sind am Donnerstag mindestens zwölf Menschen getötet worden. Wie das afghanische Innenministerium mitteilte, wurden mehr als 80 weitere Menschen verletzt, als sich ein Attentäter um 8.30 Uhr Ortszeit im Zentrum der Hauptstadt mit einem Fahrzeug in die Luft sprengte. Im Juli 2008 waren bei einem Anschlag auf die indische Botschaft in Kabul 60 Menschen ums Leben gekommen.
Dunkle Rauchwolke
Wie ein Ministeriumssprecher sagte, waren die meisten Todesopfer Zivilisten. In einer ersten Stellungnahme des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai war von sieben Todesopfern und 60 Verletzten die Rede gewesen. Bombe habe einen großen Krater in die Straße gerissen. Leichenteile, Trümmer und zerstörte Autos waren am Anschlagsort zu sehen, in umliegenden Geschäften gingen die Schaufenster zu Bruch. Über dem Explosionsort schwebte eine dunkle Rauchwolke, die Detonation war auch einen Kilometer weit zu spüren gewesen.
Die Botschaft liegt im stark gesicherten Botschafts- und Regierungsviertel in der Nähe des Innenministeriums. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Für den Anschlag im vergangenen Jahr hatte Neu-Delhi den pakistanischen Geheimdienst verantwortlich gemacht.
Gegen indische Vertretung
Der indische Außenminister Nirupama Rao sagte in Neu-Delhi, der Anschlag habe sich eindeutig gegen die indische Vertretung in Kabul gerichtet. Der Attentäter zündete seine Bombe demnach direkt vor der Umfassungsmauer der Botschaft. Der indische Botschafter in Kabul, Jayant Prasad, sagte im indischen Fernsehen, im Botschaftsgebäude selbst sei niemand getötet worden. Es habe jedoch einige Verletzte durch zu Bruch gegangene Fenster und Glastüren gegeben. So seien auch drei Wachleute der Botschaft durch Splitter verletzt worden.
Taliban sprechen von 35 Toten
Es war bereits der vierte Anschlag in Kabul seit den Präsidentschaftswahlen im August. Mitte September waren bei einem Anschlag am internationalen Flughafen Kabuls sechs italienische NATO-Soldaten getötet worden. Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban. In einer auf der Webseite der Islamisten veröffentlichten Mitteilung hieß es, die diplomatische Vertretung sei das Hauptziel des Anschlags gewesen, den ein Attentäter namens Khalid verübt habe. 35 Menschen seien dabei getötet worden. Taliban-Angaben zu Opfern bei solchen Anschlägen sind in aller Regel übertrieben hoch.