Streit eskaliert
Brandanschlag auf Kirche in Malaysia
09.01.2010
Der Konflikt um die Verwendung des Allah-Begriffs spitzt sich zu.
Im Zeichen wachsender Spannungen zwischen muslimischer Mehrheit und christlicher Minderheit in Malaysia ist am Samstag der vierte Brandanschlag innerhalb weniger Stunden auf eine Kirche in der Bundeshauptstadt Kuala Lumpur verübt worden. Bischof Philip Loke erklärte, zwei Brandsätze hätten die Fensterscheiben verfehlt und seien gegen die Mauer des Gotteshauses im Vorort Petaling Jaya geprallt. Gemeindemitglieder seiner Good Shepherd Lutheran Church hätten zwei verkohlte Stellen und Glassplitter entdeckt. Schaden sei nicht entstanden.
Am Vortag waren in Kuala Lumpur Brandanschläge auf drei Kirchen verübt worden. Premierminister Najib Razak verurteilte die Gewalt und erklärte, die Regierung des Königreichs werde alles tun, um solche Übergriffe zu verhindern. Ausgelöst wurden die neuen Spannungen durch einen Gerichtsentscheid von Ende Dezember, der der katholischen Zeitung "The Herald" erlaubte, den christlichen Gott als "Allah" zu bezeichnen. Das Urteil löste bei vielen Muslimen Empörung aus, die Regierung hat die Gerichtsentscheidung angefochten. Rund 60 Prozent der 28 Millionen Einwohner Malaysias sind Muslime.
"Allah" nur im islamischen Kontext erlaubt
Malaysia ist
eine islamische Wahlmonarchie als Bund der Sultanate Kelantan, Kedah,
Pahang, Johore, Perak, Selangor und Terengganu und der Fürstentümer Perlis
und Negri Sembilan, deren Herrscher einander alle fünf Jahre als "Yang
di-Pertuan Agong" in der Königswürde ablösen. 1963 schloss sich der
Malaiische Bund mit Singapur und den Territorien Sarawak und Sabah
(Nordborneo) zur "Föderation Malaysia" zusammen, aus welcher der Stadtstaat
Singapur zwei Jahre später wegen politischer und wirtschaftlicher
Differenzen austrat.
Der Gebrauch des Wortes Allah war bis zu dem umstrittenen Gerichtsbeschluss nur im islamischen Kontext erlaubt. Arabisch sprechende Juden und Christen verwenden Allah auch in Bibelübersetzungen in der arabischen Sprache. Für das Christentum stellt sich im Hinblick auf den interreligiösen Dialog die Frage, ob der Allah der Muslime und der Gott der Bibel identisch sind. Im Konzilsdokument Nostra Aetate der katholischen Kirche heißt es: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat."