Wegen Justizmängeln verliert Bulgarien 220. Mio Euro an EU-Geldern. Eine derartige Sanktion gegen ein EU-Land gab es bislang nicht.
Mit Bulgarien verliert erstmals ein EU-Mitglied eine beträchtliche Summe an Fördergeldern wegen Unregelmäßigkeiten bei der Verteilung. Wie die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mitteilte, verfallen 220. Mio. Euro aus dem Hilfsprogramm PHARE und aus Übergangshilfen für den EU-Beitritt an Bulgarien endgültig, da diese vor Ende der Frist am 30. November 2008 nicht mehr gezeichnet werden können.
Weitere 340 Mio. Euro an bereits zugeteilten Mitteln könnten Bulgarien zusätzlich verloren gehen, wenn das Land seinen Kampf gegen Mängel im institutionellen Regierungsbereich und der Justiz nicht verschärfe, sagte eine Kommissionssprecherin. Die Maßnahme geschehe im Interesse der europäischen und somit auch der bulgarischen Steuerzahler. Die verfallenen 220 Mio. Euro fließen nun in das EU-Budget zurück.
Rumänien hatte ähnlichen Fall
Mit dem EU-Programm
sollte Bulgarien bereits vor seinem Beitritt zur EU Anfang 2007 geholfen
werden, sich auf die Nutzung von EU-Strukturhilfen vorzubereiten. Bereits im
Juli hatte Brüssel über eine halbe Milliarde Euro an noch unverwendeten
Hilfsgeldern wegen Korruption und organisierter Kriminalität eingefroren.
Auch das zweite Beitrittsland von 2007, Rumänien, war Ende Juli von der
EU-Kommission wegen mangelnder Fortschritte beim Kampf gegen Korruption
gerügt worden. Gegen Bukarest wurden aber keine Sanktionen verhängt oder
angedroht.
Verhaftungen
In Sofia wurde unterdessen der Hauptbeschuldigte
jener Korruptionsaffäre zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die einer der
Gründe für die Sperrung der EU-Hilfen im Juli gewesen war. Wie die
Justizbehörden in Sofia am Dienstag mitteilten, wurde ein früherer
hochrangiger Mitarbeiter des Fonds für Verkehrsinfrastruktur der Bestechung
für schuldig befunden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Iwan W. bei
der Vergabe von Aufträgen einen Architekten mit umgerechnet 25.000 Euro
geschmiert hatte. Ein Mittelsmann war zuvor mit einem Jahr Haft auf
Bewährung davon gekommen.