Schock in Jerusalem: Erneut ist ein Mann mit einem Bulldozer Amok gefahren. 16 Menschen wurden vor dem Obama-Hotel verletzt.
In Jerusalem hat erneut ein Mann mit einem Bulldozer gezielt Autos gerammt. Mindestens 16 Menschen wurden nach Angaben von Rettungsdiensten dabei verletzt, einer davon schwer.
Der Fahrer sei erschossen worden, teilte ein Polizeisprecher am Dienstag mit.
Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe des King-David-Hotels, in das der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama am selben Tag einziehen sollte. Zum Zeitpunkt des Anschlags empfing der israelische Präsident Shimon Peres etwa einen Kilometer entfernt in seinem Amtssitz Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen).
Passant und Polizist schossen auf Angreifer
Der Jerusalemer Polizeichef Ilan Franko teilte mit, ein Passant und ein Polizist hätten auf den Attentäter geschossen und ihn getötet. Er habe zuvor auf der zentralen King David-Straße mit dem Fahrzeug zwei Autos und einen Bus gerammt.
Absperrung
Polizeikräfte sperrten den Ort des Anschlags weiträumig ab. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer von ihnen erlitt nach Medienberichten schwere Beinverletzungen, die Übrigen wurde nur leicht verletzt. Der Angreifer, der auf einer Baustelle arbeitete, trug den Berichten zufolge eine israelische Identitätskarte bei sich und stammte aus Ost-Jerusalem.
Bei dem erschossenen Amokfahrer handelte es sich nach palästinensischen Angaben um den 22 Jahre alten Ghassan Abu Tair aus Umm Tuba. Er sei verwandt mit dem in Israel inhaftierten Parlamentarier Mohammed Abu Tair von der radikalislamischen Hamas-Organisation.
Tödlicher Angriff vor drei Wochen
Vor drei Wochen hatte ein Palästinenser aus dem arabischen Ostteil Jerusalems bei einer blutigem Amokfahrt mit einem Bulldozer drei Israelis getötet, darunter eine gebürtige Österreicherin. Israel kündigte daraufhin an, man wolle Einwohnern Ost-Jerusalems, die an Anschlägen beteiligt sind, die Aufenthaltsgenehmigung entziehen und ihren Besitz konfiszieren.
An der zwanzig Minuten dauernden Unterredung von Peres und Abbas im Amtssitz des israelischen Präsidenten nahm auch der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat teil. Peres sagte im Anschluss an die Begegnung vor Journalisten: "Wir wollen einen wirklichen Frieden schaffen, der auf beiderseitigem Verständnis (...) beruht, und durch den beide Völker in zwei Staaten friedlich miteinander leben können".
Abbas hatte in Ramallah vor Abgeordneten seiner Fatah mit dem Abzug seiner Sicherheitskräfte aus den Städten des Westjordanlands gedroht, wenn Israel seine Razzien dort nicht einstelle. Diese Militäraktionen schwächten seine Position und seien eine Missachtung der palästinensischen Polizei, sagte er.
Die israelische Armee hat im Westjordanland mehr als ein Dutzend Einrichtungen geschlossen, bei denen Hamas-Verbindungen vermutet wurden. Die radikale Hamas hatte die palästinensischen Wahlen Anfang 2006 mit großer Mehrheit gewonnen und vor einem Jahr die Fatah nach schweren Kämpfen aus dem Gaza-Streifen verdrängt, den Israel 2005 geräumt hatte.
Fotos: (c) APA, Reuters