Widersprüchlich
Bush wusste von Auflösung der irakischen Armee
05.09.2007
Ex-US-Zivilverwalter Bremer hatte ihn informiert. Das ist aus einem Briefwechsel zu ersehen. Der US-Präsident hatte sich stets unwissend gegeben.
Der frühere US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, hat einen Briefwechsel mit Präsident George W. Bush veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass Bush entgegen seiner Behauptungen sehr wohl von der Absicht Bremers wusste, die irakische Armee und die Sicherheitskräfte aufzulösen.
Diese Entscheidung gilt bis heute als eine der umstrittensten der Zivilverwaltung nach dem Sturz von Ex-Machthaber Saddam Hussein, die Auflösung der nationalen Truppe soll maßgeblich zu Chaos und Gewalt beigetragen haben.
"Volle Unterstützung"
Bremer reagierte auf das
eben erschienene Buch "Dead Certain. The Presidency of George Bush" von
Robert Draper. Darin erweckt Bush laut "New York Times" den Eindruck, dass
ihn die Auflösung der irakischen Armee überrascht habe. Politik sei es
gewesen, die Armee intakt zu lassen. Ex-Zivilverwalter Bremer wehrt sich
gegen diese Darstellung. Er habe die Regierung rechtzeitig nach seiner
Amtsübernahme im Mai 2003 informiert und habe von Bush eine kurze
Dankesnotiz erhalten: "Sie haben meine volle Unterstützung und mein volles
Vertrauen". Bremer erließ daraufhin eine Verordnung zur Auflösung
des Heers.
Ob Bush die Auflösung der Armee de facto billigte, geht aus dem Briefwechsel aber nicht hervor. Bremer will jedenfalls nicht nur den Präsidenten in Kenntnis gesetzt haben, er habe den Entwurf seines Erlasses an Spitzenbeamte des Verteidigungsministeriums gesandt und ihn mehrfach mit Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld besprochen, so Bremer.
Schrittweiser Rückzug?
Der Kommandant der US-Streitkräfte im
Irak, General David Petraeus, stellte am Mittwoch eine Reduktion der
US-Truppen im Irak ab kommendem Frühjahr in Aussicht. In einem Interview mit
dem Fernsehsender ABC sagte Petraeus, er werde möglicherweise den Beginn
eines Rückzugs für März 2008 empfehlen. "Es gibt Grenzen für das, was unsere
Armee leisten kann", sagte Petraeus. Diese Tatsache werde er in seinen
Empfehlungen berücksichtigen.
Petraeus und der US-Botschafter in Bagdad, Ryan Crocker, sollen in fünf Tagen einen Bericht zur Lage im Irak im US-Kongress vorstellen. US-Präsident Bush hatte am Montag bei einem Besuch im Irak die verbesserte Sicherheitslage gelobt und mögliche Truppenreduzierungen in Aussicht gestellt.